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Gesundheitsprobleme führen zu vorzeitigem Ausscheiden aus dem Bau-Arbeitsleben

<!---->(27.12.2009) Bei einem Symposium der Internationalen Verei­nigung für soziale Sicherheit (IVSS) in Brüssel haben interna­tionale Fachleute der Baubranche an die Verantwortlichen aller Nationen appelliert, sich stärker für die Besserung der gesund­heitlichen Situation der Beschäftigten auf dem Bau einzuset­zen. Wegen der besonderen gesundheitlichen Risiken beende­ten müssten vele Beschäftigte krankheitsbedigt verfrüht in Rente gehen und die Globalisierung käme noch als starke He­rausforderung dazu.

"In Bauberufen blieben in den letzten Jahren nur knapp ein Drittel der Beschäftigten zwischen dem 55. und 65. Lebens­jahr im Arbeitsprozess. Bei allen anderen Berufen waren es im Durchschnitt 44 Prozent. Das zeigen die Daten der Arbeits­markt-Statistik in Deutschland", erläuterte Bernd Hartmann, Leitender Arzt der Region Hamburg des Arbeitsmedizinischen Dienstes (AMD) der BG BAU. Ein Viertel aller Arbeitskräfte am Bau müsse den Berufe aus gesundheitlichen Gründen aufg­eben, und in einzelnen Berufen der Baubranche sei der Anteil noch größer. So träten zum Beispiel 48 Prozent der Dach­decker und 46 Prozent der Gerüstbauer vorzeitig wegen Erwerbsunfähigkeit in die Rente ein. Wie Vorsorge-Untersu­chungen des AMD belegen, nehmen im Lauf des Arbeitslebens besonders Muskel- und Skeletterkrankungen, Herz- und Kreislaufprobleme sowie Erkrankungen der Atemwege zu.

Damit die Beschäftigten länger fit bleiben und weil sich der Bau aufgrund der Bevöl­kerungsentwicklung auf Nachwuchsmangel einstellen muss, gewinnt ein vorsorgender Gesundheitsschutz an Bedeutung. Hartmann empfiehlt: "Bereits am Arbeitsplatz sollte damit durch den Einsatz ergonomisch verträglicher Arbeitsmittel begonnen werden: Beispiele sind vibrationsgedämpfte Abbruchhammer, Fahrersitze für Baumaschinen­führer, die die körperliche Belastung durch Schwingungen erheblich mindert, Bord­steinversetzgeräte oder Arbeitsplatzmatten, die gegen Wärme und Kälte isolieren". Eine Übersicht der Empfehlungen nach Gewerbezweigen findet sich unter bgbau.de unter dem Suchbegriff "Ergonomie".

Wichtig für Beschäftigte jeden Alters sind Sport und gesunde Ernährung. Für Ältere in belastenden Tätigkeiten könnten berufsbezogene Ausdauer- und Entspannungstrai­nings fest in die Tages- und Wochenplanung eingeplant werden. Die Arbeitsmediziner der BG BAU bieten ein Programm für die berufsbezogene Rehabilitation älterer Be­schäftigter mit praktischen Übungen. Nähere Informationen gibt es beim Arbeits­medizinischen Dienst der BG BAU.

Mit Gefahrstoffen verantwortungsvoller umgehen

Die gewerbliche Wirtschaft arbeitet mit etwa 30.000 verschiedenen Gefahrstoffen, viele davon am Bau. Nur zu rund 100 Stoffen sind alle Eigenschaften bekannt. Bei allen anderen sind die Kenntnisse lückenhaft. "Das Ergebnis dieser Unkenntnis erleben wir täglich: Vergiftungen beim Abbeizen, Hautallergien durch Epoxidharze, Erkran­kungen durch Lösemittel und vieles mehr. Seit Mitte der 1990er Jahre gibt es in der deutschen Bauwirtschaft mehr Tote durch Berufskrankheiten auf Grund von Chemika­lien als durch Arbeitsunfälle", so Reinhold Rühl, Leiter des Zentralreferates Gefahr­stoffe der BG BAU.Hier setzt die REACH-Verordnung (Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals) der EU an. Für alle Stoffe, die in einer Menge produziert werden von ...

  • über 1.000 Tonnen, sollen die Hersteller bis Dezember 2010 Daten vorlegen; bei Mengen von
  • 100 bis 1.000 Tonnen haben die Verantwortlichen Zeit bis 2013, und bei  Mengen von
  • 1 bis unter 100 Tonnen bis 2018..

Wegen der bisher schlechten Datenlage sind zahlreiche Studien zu toxikologischen Eigenschaften von Stoffen notwendig. Rühl: "REACH wird unsere Kenntnisse über Chemikalien revolutionieren. Die medizinischen Heilbehandlungen, Rehabilitationen und Renten kosteten die BG BAU im Jahr 2008 allein für Haut- und Asthmaerkrankungen über 25 Millionen Euro. Bei allen gewerblichen Berufsgenossenschaften in Deutschland waren es rund 180 Millionen Euro und für Europa gehen diese Kosten in die Milliarden Euro.

Produkte der Bau-Chemie verbreiten sich immer stärker. "Doch kommt es beim zunehmenden Einsatz von Bau-Chemikalien häufig zu schweren Unfällen oder Berufskrankheiten, weil besonders Beschäftigte aus dem Ausland die Hinweise nicht richtig verstehen", erklärte Norbert Kluger, Leiter des Gefahrstoff-Informationssystems GISBAU der BG BAU. Die Bauwirtschaft beschäftigt traditionell einen hohen Anteil ausländischer Mitarbeiter - allein bei deutschen Baufirmen arbeiten im Schnitt über fünf Prozent. Dazu kommen immer mehr ausländische Subunternehmen. "Gerade bei Tätigkeiten mit Gefahrstoffen, zum Beispiel bei brennbaren und explosiven Gemischen, ist es jedoch wichtig, dass die Beschäftigten Vorschriften und Hinweise beachten. Die Verantwortlichen der Baufirmen können für Schäden haftbar gemacht werden, die entstehen, weil Beschäftigte nicht sorgfältig geschult und informiert wurden", sagte Kluger. Die Beschäftigten seien beim Umgang mit Gefahrstoffen über Gefahren, Schutzmaßnahmen und das Verhalten im Notfall zu unterweisen - siehe auch Beitrag "Ausländische Subunternehmer: Wissen über deutschen Arbeitsschutz oft mangelhaft" vom 25.10.2009.

Allerdings seien 75 Prozent aller Unternehmen Kleinbetriebe, in denen zumeist kein chemischer oder toxikologischer Sachverstand vorhanden sei. Hier könnten die Betriebsanweisungen von GISBAU helfen, die in 15 Sprachen verständliche Informationen zum Umgang böten. Unter gisbau.de finden Unternehmen wichtige Hinweise zu allen Gefahrstoffgruppen und eine Datenbank zur Auswahl geeigneter Schutzmittel.

Manchmal können Sprachprobleme mit Hilfe von Gefahrensymbolen und Piktogrammen überwunden werden. Doch Symbole und Bewertungen der Gefahrstoffe waren bisher von Land zu Land unterschiedlich. Mit dem von den Vereinten Nationen geschaffenen Global Harmonisierten System (GHS) wird es eine weltweit einheitliche Einstufung und Kennzeichnung für alle Branchen geben, die auch den internationalen Handel erleichtern soll. Dr. Kerstin Rathmann, GISBAU, präsentierte die neuen Symbole in Form von auf die Spitze gestellten Quadraten mit rotem Rand auf weißem Grund. Für reine Stoffe wie Aceton oder Toluol muss die Umstellung auf die neue Kennzeichnung spätestens am 1. Dezember 2010 abgeschlossen sein. Für die auf dem Bau häufigeren Stoffgemische wie Kleber, Farben, Lacke, zementhaltige Produkte oder Reinigungs­mittel müssen bis zum 1. Juni 2015 Kennzeichnung, Gefahrstoffverzeichnisse, Gefährdungsbeurteilungen und Betriebsanweisungen GHS-konform geändert werden.

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