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Moderne Baustelle zwischen Lean Construction und qualifizierten Mitarbeitern

(5.10.2009) Anlässlich der diesjährigen Jahrestagung des Arbeitskreises Baufachpresse in Dresden (1.-4.10.) stellten fünf Vertreter der Bauwirtschaft im Rahmen einer Forumsveranstaltung zur modernen Baustelle ihre Gedanken und Lösungsansätze zur Baustelle der Zukunft vor:

Wesentliches Element der Kurzvorträge und der anschließenden Podiumsdiskussion war das Lean-Construction-Konzept, das sowohl Hochtief als auch Drees & Sommer auf ihren Baustellen einführen wollen. Dabei handelt es sich um eine Adaptierung des Toyota-Produktionssystems bzw. des Kaizen-Prinzips für den Baubereich (Kaizen kommt aus dem Japanischen und steht für "Veränderung zum Besseren"). Neben der Bezeichnung Lean Construction kommt auch die Bezeichnung "Lean Management im Bauwesen" zu Einsatz. Gemeint ist damit in jedem Fall ein während der Erstellung eines Bauprojektes gelebter und kontinuierlicher Prozess zu...

  • der Beseitigung von Verschwendung,
  • dem Erreichen oder Übertreffen aller Kundenerwartungen,
  • der Fokussierung auf den gesamten Wertstrom und
  • dem Streben nach Perfektion.

Lean Construction ist ein integraler Ansatz für die Planung, Gestaltung und Ausführung von Bauprojekten. Dabei wird beispielsweise der Bauzeitenplan bis auf Losgröße (z.B. einen Raum) heruntergebrochen. Die Wurzeln der Lean Construction (LC) liegen in der Lean Production, die die Gestaltung und Planung der Prozesse in der Produktion, Beschaffung und Montage in einigen Wirtschaftsbereichen revolutioniert hat. Grundlage von Lean Construction sind wiederum Ansätze von Lean Thinking, die sich am Wertschöpfungsprozess orientieren, um den Wert zu maximieren und die Verschwendung in den Prozessen zu minimieren. Mit Hilfe von spezifischen Techniken werden die Lean Methoden auf die Planung und Ausführung von Bauprojekten übertragen - mit folgenden spürbaren Verbesserungen:

  • Die Arbeit wird durchgehend durch den gesamten Prozesse so organisiert, dass der Wert maximiert und Verschwendung reduziert wird.
  • Die Optimierungsbemühungen konzentrieren sich auf die Verbesserung der Gesamtleistung des Projektes, anstatt auf einzelne Teilbereiche.
  • Alle am Bau Beteiligten arbeiten miteinander und nicht in Form von u.a. Schuldzuweisungen gegeneinander.
  • Die Planungs- und Kontrollsysteme spielen eine große Rolle und werden verbessert.

Cai von Velsen von Hochtief und Patrick Theis von Drees & Sommer erwarten aufgrund der Erfahrungen aus ersten konkreten Projekten von Lean Construction je nach Art des Bauprojektes Produktivitätssteigerungen von 15 bis 20% - möglicherweise sogar 30%.

v.l.n.r.: Karl-Heinz Noetel (BG Bau), Cai von Velsen (Hochtief), Hans-Hartwig Loewenstein (ZDB-Präsident), Burkhard Fröhlich (Moderator, Vorsitzender des AK Baufachpresse), Wolfgang Müller-Reinecke (RIB), Patrick Theis (Drees Sommer) (Bild vergrößern)

Im Rahmen der Podiumsdiskussion wies der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes, Dr.-Ing. Hans-Hartwig Loewenstein, aber auch darauf hin, dass neben dem technologischen Fortschritt die Mitarbeiter nicht in Vergessenheit geraten dürften: Denn eine hohe Motivation und eine gute Qualifikation der auf dem Bau Beschäftigten seien der Garant für hohe Bauqualität. Nur mit attraktiven Arbeitsbedingungen lasse sich der Fachkräftenachwuchs auch in Zukunft sicherstellen.

Loewenstein erklärte zudem, dass die Bauwirtschaft in den vergangenen Jahren erhebliche Produktivitätsfortschritte erreicht habe, die im Wesentlichen durch moderne Baugeräte und Maschinen, durch die Weiterentwicklung von Baustoffen und nicht zuletzt durch eine verbesserte Baustellenorganisation erzielt wurden. "Forschung, Entwicklung und Innovation haben sich dabei offensichtlich eher unauffällig verhalten. Es wurden zwar Fortschritte erzielt, diese waren für die Öffentlichkeit in der Regel jedoch kaum spektakulär," so der ZDB-Präsident, und er ergänze: "D. h., die Produktivitätssteigerung am Bau kann sich durchaus mit der anderer Industriezweige messen lassen. Da es sich bei den Bauwerken überwiegend um Unikate handelt, sind industriellen Bauweisen und hohen Vorfertigungsgraden natürliche Grenzen gesetzt; handwerkliche Tätigkeiten prägen nach wie vor das Bauen."

Loewenstein forderte abschließend, neue Technologien wie z.B. RFID auch zur Bekämpfung von Schwarzarbeit und illegaler Beschäftigung einzusetzen. Mit Hilfe eines elektronischen Baustellenausweises auf RFID-Basis, auf dem alle relevanten Daten zum Beschäftigungsverhältnis gespeichert werden, ließe sich Missbrauch höchst wirksam bekämpfen. Datenschutzrechtliche Bedenken hätten bisher einen wirksamen Schutz unserer Sozialsysteme vor Missbrauch verhindert (siehe dazu auch "BG BAU sieht Impulse für den Arbeitsschutz durch neue Technologien" vom 5.10.2009).

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