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Aktuelle Studie zur Energieeffizienz

(29.3.2009) Mit dem "Energiesparkompass 2009" hat der Fachverband Wärmedämmverbund-Systeme am 26.3. eine umfassende Datensammlung zur Energieeffizienz im Gebäudebereich vorgestellt. Sie belegt: Die Regierung ist weit von ihren Zielen entfernt, weil viele Menschen kaum über Sparpotenziale informiert sind und nur zögerlich handeln.

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zur Erinnerung: Grafik aus dem Beitrag "Das größte Stück vom Energiekuchen" vom 28.11.2007

Deutschlands Gebäude müssen sparsamer werden; das ist die Kernaussage des "Energiesparkompass 2009". Danach ließe sich allein durch Energieeffizienzmaßnahmen im Gebäudebestand fünfmal so viel Energie einsparen, wie alle deutschen Atomkraftwerke 2007 ins Netz einspeisten. Warum trotz derart großer Chancen so wenig passiert, war eine wesentliche Frage des "Energiesparkompass 2009". Für die Antwort verknüpfte die Studie erstmals die Daten zur Energieeffizienz im Gebäudebestand mit einer repräsentativen dimap-Umfrage unter deutschen Wohneigentümern und Mietern. Das Fazit: Die Menschen wissen zu wenig und handeln zu zögerlich - auch weil die Politik das Thema noch nicht ausreichend forciert.

Zufriedene Sanierer, Wissenslücken in der Gesellschaft

"Eine entscheidende Erkenntnis aus unserer Umfrage war das  Informationsdilemma bei den Menschen", sagt Dr. Wolfgang Setzler, Geschäftsführer des Fachverbandes WDV-Systeme. "Einerseits fühlten sich über 60 Prozent der Befragten zum Thema Energieeffizienz gut und sehr gut informiert. Auf der anderen Seite unterschätzten jedoch auch 60 Prozent die Einsparpotenziale beispielsweise von Wärmedämmung erheblich." So kommt es, dass fast 40 Prozent der Wohneigentümer eine energetische Sanierung ihrer Immobilie ablehnten: 63 Prozent von ihnen halten die Sanierung für unnötig oder fürchten die hohen Investitionskosten (29 Prozent). Diesen Annahmen stehen die Erfahrungen derer entgegen, die bereits Energieeffizienzmaßnahmen vorgenommen haben: 95 Prozent sind mit den Auswirkungen der Modernisierung zufrieden und 87 Prozent geben zudem an, dass sich die Investition finanziell ausgezahlt hat oder sich künftig rechnen wird. Auch die Bewohner von Mietwohnungen auf einem aktuellen energetischen Sanierungsstand sind zufrieden: 80 Prozent schätzten die Modernisierungseffekte positiv ein. Einziger Wermutstropfen: Nur 31 Prozent der befragten Mieter lebten in Wohnungen, die im vergangenen Jahrzehnt energetisch saniert wurden.

Handlungsbedarf für die Politik

Die Sanierungszurückhaltung bei Wohneigentümern und Vermietern stellt die Bundesregierung vor eine große Herausforderung. Sie müssten die Menschen zu mehr Eigeninitiative animieren, etwa durch bessere Informationsangebote, breitere Fördermöglichkeiten und attraktive  Steueranreize. Nur wenn das gelingt, könnte die Umsetzung der eigenen Ziele im Nationalen Energieeffizienzplan noch realisiert werden: Dafür müsste sich die jährliche energetische Sanierungsquote auf 2,6 Prozent des Gebäudebestands verdoppeln. Bei insgesamt 17,3 Millionen Gebäuden wären also jedes Jahr rund 450.000 auf einen aktuellen energetischen Stand zu bringen, etwa durch Wärmedämmung, Fenstertausch und moderne Heiztechnik. Für künftige Sanierer wird dabei eine qualifizierte Energieberatung immer wichtiger, wie die Umfrage im "Energiesparkompass 2009" ergab: 43 Prozent der Wohneigentümer, die in den nächsten fünf Jahren energetisch modernisieren werden, wollen sich vorher vom Fachmann beraten lassen. Von den bisherigen Sanierern nutzten nur 18 Prozent diese Gelegenheit. Daraus ergibt sich eine weitere Aufgabe für die Politik: "Die Beratungsangebote müssen ausgebaut und deren Qualität sichergestellt werden", fordert Dr. Clemens von Trott zu Solz, Vorstand Öffentlichkeitsarbeit im Fachverband WDV-Systeme. Nur so könne "die Initiative der Menschen professionell begleitet und in die richtige Richtung geführt werden" - vergleiche auch mit Beitrag "Roadmap Energiepolitik 2020" vom 15.2.2009.

Große Chancen für die Wirtschaft

"Energiesparen ist volkswirtschaftlich lohnend, da man mit wachstumssteigernden Investitionen Energiekosten einspart", sagt die Wirtschaftsökonomin Prof. Claudia Kemfert im Energiesparkompass. Sie fände es daher "wünschenswert, wenn das teilweise nun völlig unnütz ausgegebene Geld - wie beispielsweise für die Abwrackprämie für alte Autos - mehr für das Energiesparen von Gebäuden ausgegeben" würde. Denn Klimaschutz sei ein "Wirtschaftsmotor" - und die Zahlen in der Studie geben ihr recht: Allein in der Umsetzung von Wärmeschutzmaßnahmen bei Gebäuden stecken bis 2030 rund 200 Milliarden Euro Investitionspotenzial. Zugleich könnte das Klima jährlich um über 63 Megatonnen Kohlendioxidausstoß entlastet werden. Denn derzeit entfallen noch fast 40 Prozent des gesamten deutschen Endenergieverbrauchs auf Gebäude, drei Viertel davon werden für die Raumwärme "verheizt". Auch deshalb stecken in Maßnahmen zur Energieeffizienzsteigerung so große Sparmöglichkeiten. Nach den Berechnungen des renommierten Münchner Bauphysikers Prof. Gerd Hauser vom Fraunhofer-Institut für Bauphysik (IBP) handelt es sich dabei um "Potenziale, die um eine Zehnerpotenz höher sind als die der erneuerbaren Energien" - siehe auch Beitrag "Photovoltaik verliert 1 : 37 : 290" vom 11.10.2008.

Der Energiesparkompass 2009

... vereint eine umfassende Datensammlung aus 15 Studien und Erhebungen renommierter Forschungseinrichtungen mit einer repräsentativen dimap-Umfrage unter deutschen Wohneigentümern und Mietern zum Thema Energieeffizienz. Die Zusammenführung dieser Daten ermöglicht einen bislang einmaligen Überblick zur Situation der Energieeffizienz im Gebäudebereich und mündet in konkrete, realistische Handlungsoptionen für Wohneigentümer, Mieter, Vermieter und Politik. Ziel des Energiesparkompasses 2009 ist die verstärkte Wahrnehmung der Energieeffizienz-Thematik als entscheidende gesellschaftliche Herausforderung für die nächsten Jahre.

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