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Schotterrasen soll Parkplätze grüner machen

(15.8.2008) Wissenschaftler der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) und des Fachbereichs Landschaftsarchitektur und Gartenbau der Fachhochschule Erfurt haben zusammen mit 10 weiteren Partnern aus 3 EU-Ländern eine neuartige Schotterrasenmethode entwickelt, bei der im Gegensatz zu aktuellen Varianten das Unterbaumaterial nicht aus Granit- oder Kaltbruch besteht. "Wir setzen Baustoffrecyclingprodukte und Naturschotter ein", erläutert Florian Florineth, Professor am BOKU-Institut für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau. Schotterrasen - auch als "Green Concrete" bezeichnet - kann Parkplätze, Gehwege und Laufstrecken befestigen, ohne den Boden zu versiegeln.


Ansatz des von der Europäischen Kommission geförderten Projektes war es, dass viele Städte aus ökologischer Sicht als Wüste gelten. Nach Angaben der BOKU werden alleine in Österreich täglich 15 Hektar versiegelt, in Deutschland werden derzeit rund 113 Hektar Freifläche pro Tag in Siedlungs- und Verkehrsflächen umgewandelt. Problematisch daran ist nicht nur, dass Regenwasser nicht mehr versickern kann und somit immer größere Mengen in die Kläranlagen eingeleitet werden, sondern dass Asphaltflächen zudem ein lebensfeindlicher Raum für Tiere sind. "Asphalt erwärmt sich im Sommer auf bis zu 60 Grad Celsius. Das überlebt kein Regenwurm beim Überqueren des Parkplatzes", sagt Florineth.

Daraus ergaben sich die gleich fünf Ziele für den neuen Schotterrasen:

  1. Die beteiligten Baustoff-Recycling-Firmen suchen eine Anwendungsmöglichkeit für bislang unverkäufliche Materialien aus dem Hochbauabriss; z.B. fallen alleine in Wien jährlich Baurestmassen in der Größenordnung von 4 Millionen Tonnen an - Tendenz steigend.
  2. Schotterrasen ermöglicht die Versickerung von Regen. Die zum Teil schon überstrapazierten oder sogar übergehenden Kanäle sollen entlastet und das Grundwasser erneuert werden.
  3. Schotterrasen ist ein Lebensraum im Gegensatz zu toten Asphalt- und Betonwüsten. Eine Vielzahl an Pflanzen, Insekten und Bodenorganismen, die auch für den Schadstoffabbau von größter Bedeutung sind, sollen hier ihr zu Hause finden.
  4. Der Bau von Schotterrasen ist denkbar einfach, weil einschichtig, und das Material kostengünstig. Schotterrasen soll vor allem auch eine ökonomische Alternative zur üblichen Bodenversiegelung mittels Asphalt für Bauherrn und Baufirmen sein.
  5. Der grüne und blühende Schotterrasen soll das Stadtbild bereichern und die hohen Temperaturen durch Verdunstung abmildern. Das führt zu höherem Wohlbefinden und besserer Gesundheit.

Die Wissenschaftler entwickelten eine Bodenmischung, die zum einen aus einer Schicht Naturschotter oder recycelten Ziegeln, Beton- oder Asphaltbruch besteht. Auf diese wird eine Kompostschicht aufgebracht, auf der Gräser und Kräuter angepflanzt werden. "Durch den Einsatz von alten Baustoffen können wir Deponien entlasten und einen nachhaltigen Einsatz unserer Ressourcen sicherstellen", erklärt Florineth den Rückgriff auf Recyclingmaterial. Zudem entfalle die weite Anlieferung, da Granit- oder Kalkbrüche in aller Regel nicht in der Nähe von großen Städten liegen. "Baustoffrecyclingunternehmen sind im Gegensatz dazu häufig in der Nähe von Ballungsräumen anzutreffen", so Florineth.

Als Ergebnis der zweijährigen Tests hat das Forscherteam Ende Juli verkündet, dass sich Schotterrasen für schwach bis mittelstark befahrene Parkplätze und Straßen eignen würde. "Wir arbeiten mit lebendem Material, das Sonnenlicht benötigt. Von daher braucht die Fläche auch Ruhezeiten", erklärt Gert Bischoff von der Fachhochschule Erfurt. Bei stärkeren Belastungen müsse mit kahlen und abgestorbenen Grasflächen gerechnet werden. "Im Falle eines durchschnittlichen Firmenparkplatzes ist aber mit einer Pflanzenbedeckung von rund 50 Prozent zu rechnen", so Bischoff weiter.

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