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Attraktive Fassade mit "Agrarziegeln"

(21.2.2008) Der neu errichtete Betriebshof „Schulgartenweg“ in Hamburg- Bahrenfeld fällt u.a. durch die Gestaltung der Fassaden auf. Die Anlage besteht aus einer Betriebshalle mit angegliedertem Werkstattbereich und angebauten Verwaltungs- und Sozialtrakt - siehe Bing-Maps und/oder Google-Maps. Sichtmauerwerk aus "Agrarziegeln" und eine oberhalb der Fenster angeordnete Lärchenholz-Bodendeckelschalung vermitteln dem Objekt ein ansprechendes Äußeres. Der bei zweischaliger Bauweise auch als Hintermauerwerk eingesetzte Unipor-Mauerziegel verknüpft ein attraktives Fugenbild mit den bauphysikalischen Vorteilen von porosierten Ziegeln.


Das Bauvorhaben wurde als schlüsselfertig und betriebsbereit zu übergebender Betriebshof ausgeschrieben. Der Entwurf der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt konzentrierte sich im Wesentlichen auf die Gestaltung und Dimensionierung der einzelnen Gebäudeteile sowie die Ausführungsbedingungen und die Zuordnung der Räumlichkeiten. Aus Gründen der Kostenoptimierung sollten das Tragsystem, die Fassade und alternative Ausbaugewerke erst durch die Ausschreibung ermittelt werden. Die Leistungsbeschreibungen enthielten deshalb mehrere Schnittstellen zu verschiedenen Konstruktionssystemen.

Mauerwerk mit und ohne Putz

Beim Wettbewerb konnte sich die Zweigstelle Hamburg der Projektbau Depenbrock GmbH & Co. KG mit einem offensichtlich durchdachten und preisgünstigen Angebot gegen die Mitbewerber durchsetzen. Der Ausführungs-Vorschlag sah für die Lagerhalle eine Tragkonstruktion aus Stahlträgern und Stahlstützen vor. Die Stützen tragen die Lasten über Einzel- und Streifenfundamente in den Boden ab. Für die im angegliederten Gebäudeteil untergebrachten Werkstätten genügten aufgrund der geringeren Lasten schlanke Stahlbeton-Aussteifungsstützen. Während der Boden der Halle eine Pflasterung erhielt, berücksichtigte die Planung die höheren bauphysikalischen Anforderungen im Werkstattbereich durch eine wärmegedämmte Sohlplatte.

Bei den Fassaden entschieden sich die Planer des Generalunternehmers für Mauerwerkslösungen aus einem Wandbaustoff, der gute bauphysikalische Eigenschaften mit hoher Wirtschaftlichkeit verknüpfen kann. Der ausgewählte Agrarziegel mit Fase zum nachträglichen Verfugen (Rohdichte 0,9; Druckfestigkeitsklasse 12) von den Ziegelwerken Bergmann, einem Mitglied der Unipor-Ziegel-Gruppe, konnte dem Vernehmen nach durch seinen Preis, eine zügige Verarbeitbarkeit und einem guten Wärmedämmwert überzeugen. Mit seinen bauphysikalischen Werten zählt er zur so genannten S-Ziegel-Klasse von Unipor, die für hohen Schallschutz und gute statische Eigenschaften steht (siehe auch Beitrag "Unipor-S-Klasse verspricht viel Schallschutz und gute Tragfähigkeit" vom 30.4.2007). Je nach Gebäudeteil und -bereich kamen einschalige und zweischalige Varianten mit oder ohne Innenputz zum Einsatz. Bei einschaligem Sichtmauerwerk (24 cm), wie bei den Fassaden der Halle, ließen sich kostenmindernd Außen- und Innenputz und der entsprechende Arbeitsaufwand einsparen.

Sorgfältiges Aufmauern und Verfugen

Die Verarbeiter achteten beim Aufmauern der Ziegel - wegen der Tragfähigkeit und Optik - mit besonderer Sorgfalt auf einen regelgerechten Verband nach DIN 1053-1. Das Überbindemaß (0,4) musste bei einer Agrarziegelhöhe von 23,8 cm mindestens 9,5 cm betragen. Die Einhaltung der Lagerfugendicke (12 mm) sei dank der eingesetzten Mörtelschlitten kein Problem gewesen. Die Ausbildung der Stoßfuge ergab sich durch die Verzahnung der Ziegelstirnseiten und die knirsche Verlegung automatisch. Weil geringfügige Farbabweichungen bei der Ziegelherstellung nicht zu vermeiden sind, wurden die Ziegel gleichzeitig aus mehreren Paketen entnommen und vermischt aufgemauert.

Die Erstellung des Hintermauerwerks erfolgte mit Werktrockenmörtel und Fugenglattstrich. Beim Vormauerwerk mussten dagegen von Zeit zu Zeit die Fugen mit einem Kratzholz ausgekratzt werden, um ein nachträgliches Verfugen zu ermöglichen. Nach dem Vornässen des Mauerwerks wurde dann der leicht plastische Fugenmörtel in die vorbereiteten Fugen eingedrückt und gut verdichtet.


Nach Angaben von Bauleiter Matthias Lange wurde beim Hintermauerwerk eine Arbeitsleistung von durchschnittlich rund 0,55 h/m² und beim Vormauerwerk von circa 0,9 h/m² erzielt. Wie beim Unipor-Ziegel-System üblich, gehörten auch beim Agrarziegel Ergänzungssteine und weiteres Zubehör zum Lieferprogramm. Ziegel mit dreiseitiger glatter Oberfläche erleichterten die Ausführung von Ecken. Vorgefertigte Ziegel-U-Schalen waren bei der Ausbildung von Ringanker hilfreich.

Angenehmes Raumklima inklusive

Der Agrarziegel bietet für Gewerbebauten und landwirtschaftliche Gebäude nicht nur wirtschaftlich und optisch eine interessante Alternative zu anderen Wandbaustoffen. Seine "inneren" Qualitäten offenbaren sich bei der Gebäudenutzung. Bei der Herstellung von Ziegeln wird dem Ton auch Sägemehl beigefügt. Beim Brennen der Ziegel verglüht das Sägemehl und hinterlässt unzählige kleine Luftporen, die zu einer sehr guten Wärmedämmung des Ziegels führen. Beim Trockenprozess bilden sich zudem durch die Wasserabgabe die für Tonziegel typischen haarfeinen Kapillaren. Sie speichern überschüssige Raumfeuchte und geben sie bei geringer Luftfeuchtigkeit wieder ab. Dadurch wird ganzjährig ein wesentlicher Beitrag zu einem ausgeglichenen Hallenklima geleistet.

Davon konnten sich die Mitarbeiter des Hauptbetriebshofes mittlerweile selbst überzeugen. Das Ziegelmauerwerk wirkt quasi wie eine natürliche Klimaanlage. Dieser Pluspunkt ist speziell auch bei Stallungen mit Tierhaltung oft ein ausschlaggebender Grund für Bauherren und Planer, auf den Agrarziegel als Wandbaustoff zu setzen.

Harmonisch in die Umgebung integriert

Nach sieben Monaten Bauzeit ist seit Mai 2007 der neue Hauptbetriebshof am Schulgartenweg in Betrieb. Er verfügt über eine Nutzfläche von 3.000 m². Rund die Hälfte der Gesamtfläche nimmt allein die Betriebshalle für sich in Anspruch.


Großzügig dimensionierte Fensterbänder und ein breites Lichtband im Dach der Lagerhalle sorgen für viel Tageslichtdurchflutung. Die flach geneigten, begrünten Pultdächer erzielen mit ihren großen Dachüberständen nicht nur optisch reizvolle Akzente. Durch versetzt gegeneinander verlaufende Dachflächen veranschaulichen sie bei einem ansonsten kompakten Gesamteindruck die funktionale Gliederung der einzelnen Gebäudeteile.

Der Betriebshof zeigt, dass Ziegelmauerwerk mit glatten Steinoberflächen und durch entsprechende Verfugung optisch ansprechend aussehen kann. "Das Fugenbild trägt vor allem bei großen, durchgängigen Mauerwerksflächen zu einem gleichmäßigen Erscheinungsbild bei", erklärt der Bauleiter. In Verbindung mit den in blauem Farbton gehaltenen Toren, Türen und Fenstern und der grauen Bodendeckelschalung oberhalb der Fenster ergibt sich ein harmonisch in die Umgebung integriertes Bauwerk.

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