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ift: "WK 2-Zertifizierung für einbruchhemmende Tore bietet Wettbewerbsvorteil"

  • Interview mit Christian Kehrer, Prüfstellenleiter des ift Zentrums Türen, Tore Sicherheit

(13.9.2007) Der Bedarf an einbruchhemmenden Toren nimmt zu. In den letzten Jahren prüfte das ift Rosenheim ca. 25 Tore in verschiedenen Ausführungen und Bauarten. Auch das Bayerische Landeskriminalamt in München bestätigt den Trend, dass es in den letzten Jahren vergleichsweise viele Einbrüche über Hallentore gab. In der Torindustrie wird die Zertifizierung von Garagentoren nach WK 2 kontrovers diskutiert - siehe exemplarisch auch Beiträge ...

Einerseits wird die Meinung vertreten, dass eine WK 2-Zertifizierung überflüssig sei, andererseits möchten einige Torhersteller nicht auf eine offizielle Prüfung und Zertifizierung durch unabhängige Prüfstellen verzichten, um dem Käufer geprüfte Sicherheit zu bieten und auch Wettbewerbsvorteile zu nutzen, die sich durch eine WK 2-Prüfung/Zertifizierung und den damit verbundenen Eintrag in die Liste der "Kommission Polizeiliche Kriminalprävention" (KPK-Liste), ergeben. Zu diesem Thema gibt der Prüfstellenleiter des ift Zentrums Türen, Tore Sicherheit, Christian Kehrer, Auskunft auf die wichtigsten Fragen.

Warum ist Ihrer Meinung nach die Zertifizierung nach der Einbruch-Widerstandsklasse 2 von Bedeutung?

In Deutschland wird statistisch gesehen alle 2 Minuten ein Einbruch verübt, hauptsächlich von Gelegenheitstätern. Im Privatbereich bietet ein nach WK 2 geprüftes Bauelement in 90% aller Fälle ausreichende Sicherheit. Nach unseren Informationen wird im Rahmen der kriminalpolizeilichen Beratung auf geprüfte und zertifizierte Produkte hingewiesen, wobei nach wie vor ein hoher Bedarf besteht. Dies gilt insbesondere auch für Garagentore.


In einer Garage werden oft hohe Sachwerte wie Fahrräder, Sportgeräte, Werkzeuge und natürlich die Autos selbst aufbewahrt, die entsprechend geschützt werden müssen. Auch darf man nicht vergessen, dass durch die Garage oft ein direkter und damit ungeschützter Zugang zum Haus besteht. Vom Bayerischen Landeskriminalamt in München ist bekannt, dass es in den letzten Jahren verhältnismäßig viele Einbrüche über Hallentore zu Autowerkstätten gab und dort sehr teure Werkzeuge (z.B. Diagnosegeräte) entwendet wurden. Man sieht also, dass der Bedarf an einbruchhemmenden Toren gegeben ist. Eine WK 2-Prüfung und Zertifizierung bietet momentan einen besonderen Wettbewerbsvorteil für die Hersteller. Auch wenn man einen Blick über die Landesgrenzen wirft, wird man feststellen, dass ein hoher Bedarf an zertifizierten Toren vorhanden ist. So sind beispielsweise in Holland ca. 15 Tore bzw. Torhersteller zertifiziert.

Wie wird die Zertifizierung nach der Einbruch-Widerstandsklasse 2 erreicht?

Die Zertifizierung von Garagentoren beinhaltet zwei Aufgabenbereiche. Zunächst erfolgt die dreiteilige Prüfung unter Heranziehung der DIN V ENV 1627, die das Garagentor erfolgreich bestehen muss. Der zweite Bestandteil ist die ständige Selbstkontrolle im Produktionsprozess, um so für gleichbleibend hohe Qualität zu sorgen. Darüber hinaus wird die Fertigung zweimal pro Jahr durch eine unabhängige Stelle kontrolliert und überwacht - beispielsweise durch das ift Rosenheim. Sind alle geforderten Zertifizierungskriterien erfüllt, wird die Zertifizierung aufrechterhalten. Ein Zertifikat hat eine maximale Gültigkeitsdauer von 5 Jahren.

Welche Erfahrungen hat das ift Rosenheim mit der Prüfung und Zertifizierung von Garagentoren?

In den letzten Jahren haben wir ca. 25 Tore in unterschiedlichen Ausführungen und Bauarten geprüft. Der Schwerpunkt lag dabei im Bereich Drehflügeltore, Schiebetore und Garagentore. Nach den Erfahrungen des ift Rosenheim versagen bei dieser Teilprüfung verhältnismäßig viele Konstruktionen. Bei Garagentoren sind oft die seitlichen Verriegelungspunkte oder die eingebauten Füllungen bzw. Verglasungen die Schwachstellen.

Trotzdem wurden die Prüfungen nach DIN V ENV 1627 bereits von Produkten mehrerer Hersteller bestanden. Bislang hat aber nur ein Unternehmen neben der Prüfung auch die Zertifizierung begonnen. Die Zertifizierung des Produktes ist aber die Voraussetzung für die Nennung im Herstellerverzeichnis der Kriminalpolizei. Das ift Rosenheim führt auch so genannte Entwicklungsprüfungen durch, die die Hersteller bei der Produktoptimierung unterstützen. Somit können schon an Prototypen mögliche Schwachstellen erkannt und die Produkte hinsichtlich der Normanforderungen angepasst werden. Die Entwicklung von neuen Produkten ist jedoch nicht die Aufgabe des ift Rosenheim, sondern die des Herstellers.

Können Garagentore nach ENV 1627 bewertet werden?

Diese Frage kann eindeutig mit ja beantwortet werden. In ENV 1627 wird Einbruchhemmung als Eigenschaft von einem Fenster, einer Tür oder einem Abschluss beschrieben, der einen definierten Widerstand gegen gewaltsamen Zutritt zu einem zu schützenden Raum bietet. Dies wird überprüft unter Anwendung von körperlicher Kraft und unter Zuhilfenahme von definierten Werkzeugen. In Deutschland herrscht in den von DIN CERTCO organisierten Prüfstellen eindeutig die Auffassung, dass Garagentore im Sinne von Abschlüssen in den Anwendungsbereich der Norm fallen.

Welche Einbruchhemmung bieten "Standard-Garagentore"?

Dies kann man pauschal nicht beantworten, denn dies ist von Tortyp zu Tortyp unterschiedlich. Oft wird durch den Einsatz eines automatischen Antriebs die Einbruchhemmung verbessert, da ein Aufschieben aufgrund der mechanischen Selbsthemmung nicht so leicht möglich ist. Persönlich würde ich den Aufhebelschutz von am Markt vorhandenen Standard-Garagentoren unter einer Minute einschätzen. Die geprüften Garagentore in der Widerstandsklasse 2 bieten hingegen 3 Minuten Widerstand bei Einbruchversuchen.

Wie wird die Prüfung nach WK 2 durchgeführt?

Für alle Widerstandsklassen gilt prinzipiell der gleiche Prüfablauf. Eine Einbruchprüfung setzt sich immer aus statischen, dynamischen und manuellen Teilprüfungen zusammen. Um ein Tor einer bestimmten Widerstandsklasse zuordnen zu können, müssen immer alle Teilprüfungen bestanden werden. In der statischen Teilprüfung werden definierte Prüflasten mit einem Druckzylinder an festgelegten kritischen Punkten des Prüfkörpers aufgebracht - im Fall eines Garagentores beispielsweise an den Verriegelungsstellen. Bei dieser Prüfung müssen Grenzwerte in Bezug auf die Auslenkung eingehalten werden. Je nach Torkonstruktion und eingesetztem Verriegelungssystem ist es bei manchen Tortypen nicht möglich, die in der Norm festgelegten Grenzwerte einzuhalten. Diese Produkte können aber in Anlehnung an die Norm bewertet werden. Bei der dynamischen Teilprüfung wird das Garagentor durch einen 30 kg schweren Stoßkörper (Sandsack) impulsartig beansprucht. Das Kriterium zum Bestehen der Prüfung ist die Vermeidung von Beschädigungen und dem Entstehen einer durchgangsfähigen Öffnung von 400 mm / 250 mm. Es dürfen sich bei der Prüfung aber auch keine Teile am Torpanzer oder an der Füllung lösen. Bei der manuellen Teilprüfung (Einbruchsversuch) mittels eines der Widerstandsklasse zugeordneten Werkzeugsatzes und einer begrenzten Werkzeug-Kontaktzeit ist das Kriterium zum Bestehen der Teilprüfung das Verhindern einer durchgangsfähigen Öffnung. In der Widerstandsklasse 2 muss das Garagentor dem Werkzeugangriff durch Schraubenzieher, Zangen und Keile mindestens 3 Minuten standhalten. Die manuelle Prüfung ist von besonderer Bedeutung, da realitätsnah die Einbruchssituation geprüft wird.

Die Aufwendungen für die eingehende Prüfung nach DIN V ENV 1627 können mit rund 2.400 Euro veranschlagt werden. Darin enthalten sind alle Kosten für die Prüfung sowie ein ausführlicher Prüfbericht. Für die dauerhafte Zertifizierung und die Produktionskontrollen in der Fertigung fallen je nach Aufwand zwischen 2.000 und 3.000 Euro pro Jahr an.

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