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Stoppt Klimadiskussion den Vormarsch der Glasfassade?

(8.6.2007) Der Wunsch nach Licht und Ausblick motiviert immer mehr Bauherren, sich für Glasfassaden zu entscheiden - nicht nur im Verwaltungsbau. Doch in der aktuellen Klimadebatte schneidet die Glasfassade hinsichtlich der Gebäude-Energie-Effizienz eher schlecht ab - analysieren Kreutzer Fischer & Partner | Marktanalyse in einer aktuellen Studie.

Der Markt für Glasfassaden boomt. 2006 machte der Umsatz in Österreich einen Sprung von 15,5% gegenüber dem Vorjahr und beträgt - ohne Montageaufwand - bereits knapp 80 Mio. Euro zu Herstellerpreisen. Die Umsatzsteigerung ist aber nicht alleine auf die stark gestiegenen Rohstoffpreise bei Glas, Aluminium und Stahl zurückzuführen, sondern zu mehr als 50% nachfragebedingt. Glasfassaden liegen einfach im Trend. Sie vermitteln jenes urbane, dynamische, aufgeklärte Lebensgefühl, mit dem sich nicht nur Konzerne gerne schmücken, sondern immer öfter auch private Bauherren in alpinen Regionen. So ist Vorarlberg der größte Markt für Glasfassaden im privaten Wohnbau.

Die Entwicklung der Glasfassade geht einerseits zu Lasten der klassischen Putzfassade, andererseits kannibalisiert Glas auch innerhalb des Marktes für Vorhangfassaden. Der Marktanteil der Glasfassade stieg alleine zwischen 2003 und 2006 von 75% auf nahezu 80%. Etwa 60% des Marktvolumens entfällt auf das Bekleidungsmaterial, 40% auf die Unterkonstruktion. Mit etwa je 40% Marktanteil liegen im konstruktiven Aufbau Pfosten-Riegel-Systeme und die Elementfassade Kopf an Kopf. Hinterlüftete Fassaden kommen auf etwa 20%-Marktanteil. Punktgehaltene Fassaden sind in Österreich noch bedeutungslos: Marktanteil < 1% (Bild rechts aus dem Beitrag "VEKAs Systemkopplung für großflächige Fensterbänder jetzt lieferbar" vom 22.2.2007).

Trotz der guten Konjunktur für Glasfassaden, sollte die Nachfrage eigentlich noch deutlich größer sein. Speziell im Wohnbau werden heute großflächige Verglasungen oftmals nicht als Fassade, sondern als Fensterband ausgeführt. Der Fassaden-Industrie sollen laut Studie auf diese Weise jährlich rund 30 Mio. Euro durch die Lappen gehen.

Lobbying-Maschinerie gegen die Glasfassade ist bereits auf Touren gekommen

Doch möglicherweise ist das zur Zeit das geringere Problem der Branche. Denn die aktuelle Klimadebatte macht vor der Energieeffizienz der Gebäude nicht Halt. Und die Glasfassade kommt in der öffentlichen Diskussion zunehmend in die Defensive. Kritisiert wird vor allem der im Vergleich zur herkömmlichen massiven Bauweise hohe Energiebedarf für Kühlung und die fehlende Speichermasse der Außenwände. Schon sieht die Dämmstoff- und Putze-Industrie die Möglichkeit, schrumpfende Marktanteile im Neubau wieder zurück zu gewinnen.

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Bild aus dem Beitrag "DORMA Entry: Individuelle Glasfassade mit Standards planen" vom 27.10.2006

 Die Lobbying-Maschinerie ist schon auf Touren gekommen. Die Hersteller von Fassadensystemen und die Flachglas-Industrie bleiben hingegen passiv, anstatt dagegen zu argumentieren. Mitstreiter fänden sie in der ARGE Sonnenschutz, die seit langem auf die Bedeutung des Sonneschutzes für Gebäude-Energieeffizienz hinweist und sich das sogar von der EU-Kommission hat bestätigen lassen.

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