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Heizstäbe trockneten Mauerwerk der Anna-Amalia-Bibliothek

(1.3.2007) In der Nacht zum 3. September 2004 waren in der Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar (siehe auch Bing-Maps und/oder Google-Maps) rund 112.000 literarische Werke einem dreistündigen Feuer zum Opfer gefallen. Das Gebäude, das zum Weltkulturerbe der Unesco gehört, wurde ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen: So vernichteten die Flammen große Teile des Dachstuhls und die zweite Galerie des Rokokosaals. Andere Teile, etwa die Renaissancesäle, wurden durch das Löschwasser der Feuerwehr erheblich beschädigt: Nach Schätzungen von Bauwerksdiagnostikern drangen rund 50.000 Liter Löschwasser in die Hohlräume und Baustoffporen des Mauerwerkes ein, das aus Kalksteinbruchstein und Kalkmörtel besteht.

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Um das Gebäude dauerhaft zu erhalten, musste die Feuchtigkeit in einem möglichst kurzen Zeitraum aus dem Mauerwerk entfernt werden, ohne dabei die Bausubstanz noch weiter zu schädigen. Deshalb beauftragten die Sanierungsplaner das Ingenieurbüro für Bauwerkserhaltung aus Weimar damit, verschiedene technische Trocknungsverfahren auf deren objekt- und situationsspezifische Eignung zu untersuchen. Um Schäden zu verhindern, durften die Bauteile aufgrund der Beschaffenheit der Gewölbedecken - bestehend unter anderem aus gipshaltigem Mauerwerk und Putzen - auf maximal 55°C erwärmt werden. Die Auswertung der Probetrocknungen ergab, dass das Verfahren mittels elektrisch betriebener, temperaturgesteuerter Heizstäbe - eingesetzt vom Sanierungsunternehmen Isotec - das objektspezifisch wirkungsvollste war.

Im Oktober 2005 begann der Isotec-Fachbetrieb Krüger aus Erfurt mit der großflächigen technischen Trocknung. Dabei wurden Spezialheizstäbe in speziell für die Trocknungsmaßnahmen eingebrachte Bohrungen eingeführt. Besonders anspruchsvoll erwiesen sich die Anschlussbereiche zwischen Erdgeschossmauerwerk und Deckengewölbe, die so genannten Kämpfer. Hier galt es, die stärkste Ansammlung des eingedrungenen Löschwassers substanzschonend auszutrocknen.

Zur elektrischen Temperatursteuerung wurde ein standardmäßig bei der Isotec-Paraffintechnologie genutztes Temperaturregelgerät eingesetzt (siehe auch Beitrag "Projektbericht: 40 Jahre trockene Wände durch Paraffin" vom 6.11.2004). Das mit 400 Volt betriebene Gerät verfügt über verschiedene Anschlüsse. So können die Temperaturen im Mauerwerk mittels mehrerer Temperaturfühlerstäbe gemessen werden. In Abhängigkeit der gemessenen Temperaturen wird dann Heizenergie mikroprozessorgesteuert an die Spezialheizstäbe abgegeben. Die gemessenen Daten sind für alle Kanäle auf dem Display sichtbar und können per Schnittstelle zum Notebook ausgelesen und aufgezeichnet werden. Diese Kontrolle stellte sicher, dass die maximal zulässige Temperatur von 55°C zu keinem Zeitpunkt überschritten wurde.


Nach siebenmonatigem, bauabschnittsweisem Einsatz der Heizstabtechnologie waren die Mauerwerkskörper bis zur Ausgleichsfeuchte getrocknet, Decken und Wandoberflächen für die nachfolgenden restauratorischen Arbeitsschritte somit vorbereitet. So konnte wertvolle Bausubstanz erhalten werden. Und auch dem Ziel, den Abschluss der Sanierungsarbeiten bis zum 24. Oktober 2007 - dem 200. Todestag der Herzogin Anna Amalia - zu erreichen, waren die Sanierungsplaner ein Stück näher gekommen.

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