Baulinks -> Redaktion  || < älter 2007/0209 jünger > >>|  

"Legionellen in rund 28% aller häuslichen Wasserversorgungsanlagen"

(14.2.2007) In rund 28 Prozent häuslicher Wasserversorgungsanlagen lauert die Gefahr im Badezimmer: Bakterien der Gattung Legionella. Diese Einschätzung vertritt Thomas Fischer, Geschäftsführer der Royal-Service GmbH in Tutzing am Starnberger See. Das Unternehmen hat sich auf die Umsetzung der Trinkwasserverordnung 2001 spezialisiert. Demnach muss jeder Besitzer von Wohnimmobilien und Gewerbetrieben bei hauseigenen Versorgungsanlagen die Reinheit des Wassers sicherstellen. Was in der Praxis aber offenbar nicht immer der Fall ist: Die gesammelten Wasserproben zeigen laut Fischer immer häufiger Legionellenbefall. Fischer: "Eine Gefahr, die man nicht unterschätzen sollte. Infektionsgefährdet sind vor allem Menschen mit geschwächten Widerstandskräften."


Legionellen unter einem Rasterelektronenmikroskop

Trinkwasser ist das einzige Lebensmittel, das durch nichts zu ersetzen ist. In unserem Leben führt kein Weg am Trinkwasser vorbei. Dies ist auch einer der Gründe, warum Trinkwasser mit weitem Abstand zu den am strengsten kontrollierten Lebensmitteln zählt.

Die Verantwortung für die Trinkwasserqualität ...

... endet für die Versorgungsbetriebe an der Wasseruhr im Haus. Welchen Einflüssen danach das Wasser ausgesetzt ist, das liegt im Zuständigkeitsbereich des Inhabers oder sonstigen Eigentümers der Wasserversorgungsanlage. "Während beispielsweise Krankenhäuser, Alten- und Pflegeheime regelmäßig die hausinterne Wasserqualität überprüfen, kümmern sich die Eigentümer von Wohnimmobilien nur in Ausnahmefällen um die Reinheit des Wassers in der hauseigenen Wasserversorgung", konstatiert Steffen Haase, Vizepräsident des Dachverbandes Deutscher Immobilienverwalter e.V. in Berlin. Dabei lauern die Gefahren an vielen Stellen, wobei die Besiedlung mit Legionellen besonders ernst zu nehmen ist. "Überdimensionierte Wasserleitungen und stagnierendes Warmwasser sind ein idealer Nährboden für Bakterien", erklärt Fischer. Zu finden seien diese Brutstätten beispielsweise in nicht turnusgemäß gereinigten Warmwasserspeichern oder vorübergehend nicht genutzten Wohnungen, aber auch in Duschen. "Wir finden Keime aber manchmal auch in Kaltwasserleitungen", so Fischer weiter. "Der Grund: Die Warmwasserleitungen sind schlecht oder gar nicht isoliert und entsprechen nicht den anerkannten Regeln der Technik, sodass die Wärme auf die Kaltwasserleitung übertritt."

Fahndung nach den Krankmachern

Auf der Jagd nach potenziellen Krankmachern im Trinkwasser wird zunächst etwas Wasser unmittelbar hinter der Wasseruhr abgezapft. Danach erfolgt eine Probenahme vor und nach dem Warmwasserbereiter sowie an der vom Warmwasserbereiter am weitesten entfernten Entnahmestelle, vorzugsweise in einer Dusche. "Hier zeigt sich am besten, ob sich in den Warmwasserleitungen des Gebäudes Keime angesiedelt haben", so Fischer. Die Proben werden in einem staatlich akkreditierten Labor analysiert. Finden sich Bakterien in den Proben, wird weitergefahndet - so lange, bis die wahrscheinliche Quelle gefunden wurde. Dann sind gemeinsam mit dem Hausbesitzer oder Immobilienverwalter die notwendigen Gegenmaßnahmen zu konzipieren. Denn der Inhaber beziehungsweise Betreiber der hauseigenen Wasserversorgungsanlage sowie der Immobilienverwalter zeichnen für die einwandfreie Trickwasserqualität in seinem Objekt verantwortlich (siehe auch Beitrag "Vermieter haften für Trinkwasserqualität" vom 12.11.2004). Nach aktueller Rechtsprechung ist diese Maßnahme bei wiederkehrenden Beprobungen auf Spezies aus der Legionellen-Gruppe umlagefähig. "Die von der Objektgröße abhängige Investition aber so oder so gut angelegt", erklärt der Wasser-Spezialist. Schließlich stellten Legionellen ein nicht zu unterschätzendes Gesundheitsrisiko dar.

Wissenswertes über Legionellen (Quelle: GSF - Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit)

Die Bakteriengattung Legionella wurde erst 1976 nachgewiesen: Während einer Veranstaltung von Kriegsveteranen (Legionären) in Philadelphia/USA brach unter den Teilnehmern eine Epidemie aus, an der mehr als 200 Menschen erkrankten und 30 verstarben. Verantwortlich für die Epidemie war vermutlich der Stamm Legionella pneumophila, der schwere Lungenentzündungen (Legionärskrankheit) hervorrufen kann. Seit 2001 sind Legionelleninfektionen meldepflichtig.

Legionellen sind keine exotischen Bakterien, sondern finden sich in der Natur in nahezu allen Oberflächengewässern und sogar im Grundwasser. Von dort aus können sie sich - trotz technisch üblicher Wasseraufbereitung - mit dem Rohwasser in Trinkwassersysteme gelangen. Legionellen leben in einer Art Mikrokosmos, beispielsweise im Biofilm von Wasserrohen und sogar in Wirtszellen wie Amöben. Ihre Konzentration im Wasser hängt einerseits von längeren Verweilzeiten (Stagnation), geeigneter Nahrungsgrundlage und dem Säuregrad sowie der Wassertemperatur ab. Laut aktueller Studien findet die Vermehrung in einem Temperaturbereich zwischen 25 bis 50 Grad statt, das optimale Wachstum liegt bei 35 bis 37 Grad. Erst ab 50 Grad wird das Wachstum gehemmt, ab 55 Grad kommt es langsam zum Absterben, während Temperaturen über 60 Grad in der Regel nicht überlebt werden. In den Zysten (widerstandsfähige Dauerformen) von Amöben können Legionellen allerdings großen Schwankungen bei der Temperatur und üblichen Maßnahmen bei der Trinkwasseraufbereitung widerstehen.

Eine Infektion durch Legionellen geschieht am häufigsten durch Einatmen der Erreger über ein aerosolhaltiges Luft-Wasser-Gemisch, beispielsweise beim Duschen. Laut Association of Water Technologies ist eine Infektion auch beim Trinken beziehungsweise Schlucken erregerhaltigen Wasser nicht auszuschließen, da insbesondere bei Lungenkranken und Rauchern der Schluckreflex nicht vollständig funktioniert und somit Flüssigkeit in den Atemtrakt und damit in die Lunge gelangen könnte. Eine Übertragung durch infizierte Personen ist nicht möglich, Wundinfektionen sind äußert selten. Generell sind Personen mit einem immunschwachen Gesundheitszustand gefährdet. Dazu gehören vor allem ältere Menschen, Raucher, chronisch Kranke und durch akute Behandlungen Geschwächte. Männer erkranken etwa doppelt so häufig wie Frauen. Typische Krankheitsbilder sind das Pontiac-Fieber mit grippeähnlichen Erscheinungen sowie die Legionellen- Pneumonie mit teilweise schwerwiegenden gesundheitlichen Schäden, die nur antibiotisch behandelt werden können und bei unbehandelten Fällen zum Tod ( lt. Deutsches Ärzteblatt 05/2006 bis 30.000 Todesfälle pro Jahr) führen können. Da die Symptome einer Legionellen-Infektion denen einer schweren Erkältung gleichen (wie Abgeschlagenheit, Husten, Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen), ist die eindeutige Diagnose oft problematisch.

siehe auch für weitere Informationen:

  • Royal-Service GmbH
    ... führt Beprobungen im gesamten Bundesgebiet durch. Die Probenahme erfolge laut Selbstauskunft grundsätzlich durch qualifiziertes Fachpersonal und unter Laborbedingungen (sterile Transportgefäße).

ausgewählte weitere Meldungen:

Impressum | Datenschutz © 1997-2024 BauSites GmbH