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Projektbericht: Eine Fassade und 500 schwäbisch angetriebene Markisen

(18.10.2006) Spaniens König Juan Carlos weihte im Juni vergangenen Jahres ein außergewöhnliches Hotelgebäude in Madrid ein. Über 500 Markisen in 14 verschiedenen Farbtönen bekleiden die gesamte Fassade des Hotels Puerta America (siehe Bing-Maps und/oder Google-Maps), wofür der Stararchitekt Jean Nouvel verantwortlich zeichnet. Die Inneneinrichtung der zwölf Stockwerke des Fünf-Sterne-Hotels wurde jeweils von einem anderen Designer individuell gestaltet. Für den Auftraggeber, die spanische Silken-Gruppe, realisierten Unternehmen aus aller Welt in Zusammenarbeit mit insgesamt 19 renommierten, internationalen Architekten dieses Vorhaben, darunter Stars wie die Pritzker-Preisträger Sir Norman Foster und Zaha Hadid.

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Fotos: elero

Die technische Umsetzung des auffälligen Sonnenschutzes übernahm das italienische Unternehmen Model System Italia. Es setzte drei verschiedene Markisenmodelle ein, die mit Antrieben des deutschen Herstellers elero bewegt werden. Die Produkte des im schwäbischen Beuren beheimateten Unternehmens wurden den Angaben zufolge "aufgrund ihrer Präzision und Zuverlässigkeit" ausgewählt. Zum Beispiel verhindere eine elektronische Wegmessung sowohl eine zu starke Tuchspannung als auch das Durchhängen der Markisentücher. Und im eingefahrenen Zustand sei der Sonnenschutz zudem komplett geschlossen. Elektronik und Mechanik schone damit im Zusammenspiel die Tücher und verlängere so ihre Lebensdauer.

Bei der Größe des Projektes sei zudem "der unkomplizierte Einbau besonders wichtig" gewesen: Sämtliche Antriebe haben steckbare Kabel, so dass Kupplungen und Lager leicht eingesteckt und eingeklickt werden können. Aufgrund der kompakten Bauweise benötigen sie außerdem wenig Platz.

"Museum für eine Nacht"

Die Markisen, die das 75 Millionen Euro teure Gebäude umhüllen, sind mit Stoff aus PVC-beschichtetem Polyester bespannt. Auf den Markisen sind Auszüge des Gedichtes "Liberté" des französischen Lyrikers Paul Eluard in mehreren Sprachen zu lesen. Die Vorderfront des Gebäudes ist in warmen Orange- und Rottönen gehalten, die Rückseite in kräftigen Blauvariationen. Der Lichteinfall durch das farbige Tuch bestimmt dabei das innenarchitektonische Design mit. Jedes Zimmer ist individuell in einem eigenen Stil gestaltet, so dass sich in Verbindung mit dem Sonnenschutz eine einzigartige Atmosphäre ergibt. Der Aufenthalt wird so zu einem Kunsterlebnis. Jean Nouvel sieht eine Übernachtung in dem 342 Zimmer umfassenden Hotel Puerta America gar nicht erst als einen Hotelbesuch an. Für ihn ist das Puerta America vielmehr ein "Museum für eine Nacht".

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