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Hamburger Alsterhaus: Gediegene Stuckoptik rasant erstellt aus GK-Bauplatten

(8.9.2006) Für ihren Umbau des Restaurants im Hamburger Alsterhaus der Karstadt Warenhaus GmbH (siehe Bild von außen und/oder Google-Street-View) wurde die Heinz Mänz GmbH aus Hamburg mit dem dritten Preis bei der fünften BPB Rigips Trophy 2005/06 ausgezeichnet. In nur drei Wochen wurde hier in Trockenbauweise historischen Vorbildern folgend im Lichthof des Obergeschosses ein außergewöhnliches Ambiente für ein Restaurant neu geschaffen, das gehobenen Ansprüchen gerecht werden und die Jugendstilarchitektur des Gründungsjahres 1914 nachempfinden sollte.

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Nicht zuletzt durch das Leistungsvermögen des Trockenbaus bei Bauvorhaben wie diesem, gelänge es zunehmend, Architekten und Bauherren für den Trockenbau zu begeistern, freute sich Laudator Prof. Karsten Tichelmann bei der Preisverleihung im Februar 2006 über diese Leistung. Der enge zeitliche Rahmen von drei Wochen für den Ausbau erforderte höchste handwerkliche Professionalität und die Wahl eines Verfahrens, das zuverlässig die Voraussetzungen für kürzeste Einbauzeiten schaffte.

Das seit 1935 unter dem Namen Alsterhaus bekannte Premiumkaufhaus an Hamburgs Jungfernstieg wurde bereits in den 60er und 70er Jahren durch zahlreiche Umbauten verändert. Damals vor allem deshalb, weil moderne Installationen unterzubringen waren. Gelitten hatte unter diesen Umbauten die Ästhetik der Ausstellungsräume. Das Hamburger Architekturbüro Christian F. Heine wurde deshalb 2004 durch die Karstadt AG mit der Planung eines Komplettumbaus beauftragt, der vor allem den Charme der Gründungsepoche im Gebäude wiederbeleben sollte. Seit seiner Wiedereröffnung im September 2005 bietet das Alsterhaus nun wieder jede Menge Luxus an Hamburgs prominenter Flaniermeile und dazu feine Gastronomie in der 4. Etage.

Replik an die Lichthöfe der Gründerzeit

Lichthöfe hatten bei der Eröffnung des Alsterhauses 1914 für gute Luft auf allen Etagen gesorgt. Sie verschwanden mit dem Einbau einer modernen Klimaanlage - wertvolle Quadratmeter Ausstellungsfläche wurden hinzugewonnen. Christian F. Heine holte die Lichthöfe zurück ins Gebäude: Über jeder 2. Etage entstand eine Deckengestaltung, die dem Betrachter das Gefühl vermittelt, bis in das oberste Geschoss schauen zu können. Die oberste Deckengestaltung im 4. Obergeschoss über dem Restaurant gehörte zu den zentralen Aufgaben der Heinz Mänz GmbH. Unter einer Glaskuppel mit dem Bild des nördlichen Sternenhimmels und einem zauberhaften Blick auf die Alster speisen hier heute nicht nur erschöpfte Shopping-Gäste des Kaufhauses.


Um einen harmonischen Übergang von der alten Bausubstanz zu neuen Konstruktionen zu schaffen, entschied sich der Architekt für eine stark horizontale Gliederung der Wandfläche. Ein umlaufender Architrav wird von Stützen mit angedeuteten griechischen Kapitellen getragen. Auf diesen Unterbau aufgesetzt ist eine Lünetten-Reihe, die die Wandflächen in eine Folge von Bogenformen auflöst. Eine Lichtdecke in der Form eines gläsernen Tonnengewölbes ruht als "dritte Etage" der Raumgestaltung auf dieser Konstruktion.

Trockenbau löste Terminprobleme

Drei Wochen Zeit hatte der Bauherr für die Ausführung der Wandflächen und Lünetten eingeplant. Eine Ausführung der Arbeiten in traditioneller Stuckateursarbeit entfiel aufgrund dieses engen Zeitrahmens. Die Ausführung in Trockenbauweise auf der Basis vorgefertigter Formteile kam ebenfalls sowohl aus Zeitgründen als auch angesichts des Umstandes nicht infrage, dass so große Formteile bei laufendem Betrieb und durch die zur Verfügung stehenden Treppenhäuser nicht zu transportieren sein würden.

Die Heinz Mänz GmbH konnte schließlich zusagen, innerhalb des gegebenen Zeitrahmens den Ausbau zu realisieren, weil sie sich entschloss, Gipskartonplatten auf der Baustelle auf ebenfalls vor Ort gebogene Unterkonstruktionen zu formen. Durch mehrfach abgestufte Gipskartonverkastelungen (Bild), Schürzen und Frieskonstruktionen wurde so traditionelle Stuckoptik mit den Mitteln des modernen Trockenbaus in kurzer Bauzeit rekonstruiert und brillant in Szene gesetzt. Auch die Stahlstützen des Kuppeldaches wurden mit Rigips-Bauplatten bekleidet, Kapitelle aus Zeitgründen mit vorgefertigten Stuckelementen nachempfunden.

Statische Probleme gelöst

Die Lastabtragung für die einzubringenden Lünetten konnte nicht über die Lichtdecke erfolgen. Denn eine Durchführung von Abhängungen war nicht möglich. Auch Weitspannträger über der Decke kamen nicht infrage, da diese durch das Glas hindurch sichtbar gewesen wären. Es blieb also nur die Möglichkeit, die Lasten statt in die Decke in die umgebenden Wände abzuleiten. Hierzu wurden Konsolen gefertigt, die an den Wandträgern angebracht wurden (Bild). Um Risse in der gesamtem Gipskarton- und Stuckkonstruktionen zu vermeiden, wurden sämtliche Bewegungen der Trägerkonstruktion durch versteckt angeordnete Gleitlagerkonstruktionen abgefangen.

Solide Handwerkskunst gefragt

Ein zusätzliches Problem ergab sich aus dem Umstand, dass die Lünetten zweifach gebogen werden mussten. Zum einen gemäß der Bogenform in Wandrichtung und zum anderen im Winkel von 90° mit Hilfe von neun Stichmaßen vom Architrav zur Lichtdecke. Zur gebogenen Lichthofbekleidung hin wurden die Lünetten mittels abgestufter Gipsleisten in L-Form angeschlossen, die sich in ihrem Verlauf einmal um 90° drehen mussten. Eigentlich eine klassische Stuckateursaufgabe, die jedoch wiederum angesichts des hohen Zeitdrucks mit Gipskartonplatten gelöst werden musste. Auf einen Biegewinkel aus Blech wurden hierzu vor Ort Streifen geschnitten, geformt, am Rand kleinteilig angeschraubt und mehrfach verspachtelt.

Als Unterkonstruktion für die Lünetten wurden Rechteckrohre in Einzelsegmenten mit den gewünschten Radien gefertigt und auf die Baustelle geliefert. Dort wurden diese dann zu Bogenelementen zusammengefügt und an die vorhandenen Stahlträger angehängt und ausgesteift. Danach wurden handelsübliche CD-Profile an den Bogenelementen befestigt und mit 2 x 9,5 mm "Rigips Bauplatten RB" doppelt beplankt. Auch der untere Abschluss der Lünetten wurde mit Gipskartonverkastelungen, Schürzen und Frieskonstruktionen aus 12,5 mm "Rigips Bauplatten RB" mit V-Fräsung gefertigt, die vor Ort verleimt und montiert wurden (Bild).


Durch ein perfektes Anputzen der Faschen (in Struktur oder Farbe abgesetzte Streifen um Gebäudeöffnungen) konnte schließlich die erwünschte hochwertige Optik sichergestellt werden. Die spätere indirekte Beleuchtung und die damit verbundene Streiflichtsituation erforderte die hochwertigste Oberflächenqualität. Sämtliche Trockenbaufugen wurden daher in Q4 verspachtelt.

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