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HeadLine, der neue Büroarbeitsstuhl von Vitra

(19.7.2006) Vitras neue(r) HeadLine, ein in Zusammenarbeit mit Mario Bellini und Claudio Bellini entwickelter Bürostuhl, beschränkt sich nicht nur auf eine optimale Stützfunktion für die Lumbal-/ Lendenzone, sondern überträgt diese Funktion auch auf die bisher vernachlässigten Schulter-, Nacken- und Kopfbereiche. Er entspricht mit diesem neuen Konzept den ergonomischen Bedürfnissen der heutigen Computer orientierten Büroarbeit:

Vitra beschäftigt sich seit den 1970er Jahren intensiv mit dem Menschen im Büro, dem Bürostuhl und seiner ergonomischen Gestaltung. Dabei gelang es immer wieder, Produkte zu entwickeln, die Standards setzten. 1976 etwa wurde die Synchronmechanik eingeführt. 1984 folgten zwei bedeutende, von Mario Bellini gestaltete Bürostühle: Persona, der Stuhl, der sich automatisch auf das Gewicht des Nutzers einstellt und Figura, der Stuhl, der Farbe und damit ein wohnliches Element in die Bürowelt brachte. 2000 lancierte Vitra den gemeinsam mit Mario Bellini und dessen Sohn Claudio entwickelten Ypsilon Chair (Bild). Dieser Stuhl nimmt die durch den Computer hervorgerufenen Veränderungen in der Büroarbeit auf, indem er die althergebrachte Unterscheidung von aufrechter Arbeitshaltung und zurückgelehnter Ruhehaltung aufkündigte und stattdessen das entspannte, weit nach hinten gelehnte Sitzen als eine mögliche und sogar empfehlenswerte Körperhaltung bei der Büroarbeit definierte.

2006 stellt Vitra nun den wiederum in Zusammenarbeit mit Mario Bellini und Claudio Bellini realisierten Stuhl HeadLine vor. Dieser Stuhl führt die grundlegende Idee des Ypsilon Chairs weiter und bietet nicht nur für die Lumbalzone eine ergonomisch optimale Stützfunktion, sondern auch für die bisher vernachlässigte Nackenzone und den Kopf. Als erster Bürostuhl - so Vitra - unterstützt HeadLine daher nicht nur die Sitz-, sondern auch die Kopfarbeit.

Auf den Kopf kommt es an!

Die Bedeutung der mit HeadLine verbundenen Innovation erklärt sich durch folgende physiologischen Beobachtungen: In der aufrechten Sitzhaltung sind Kopf und Wirbelsäule im Gleichgewicht. Wird jedoch von dieser Körperhaltung abgewichen und kann ein Stuhl seine Stützfunktion nicht optimal erbringen, kommt es unweigerlich zu Verspannungen im Nacken- und Schulterbereich. Die Folgen für den Körper und die geistige Leistungsfähigkeit sind bekannt.

Ein konventioneller Stuhl leistet die Stützfunktion für den menschlichen Oberkörper durch eine verformte Rückenschale. Sie besitzt in der Lumbalzone eine Wölbung, die sich in der aufrechten Arbeitshaltung als Lumbalstütze bewährt. Beim Einnehmen der entspannten Ruhehaltung aber ist sie dem Körper im Weg und wird als drückend empfunden. Zur Vermeidung dieses Druckes kommt es in der Regel zu einer Überdehnung der Wirbelsäule, wodurch der Kopf zu einem Gewicht wird, das durch Anspannung der Schulter- und Nackenmuskulatur gehalten werden muss. Selbst ein trainierter Körper reagiert auf die dauerhafte Belastung dieser Muskelgruppen mit Verspannung.

Zur Lösung dieses Problems geht HeadLine einen neuen Weg: Ein hochflexibles Kunststoffschild wird am Lumbal- und am Nackenstützpunkt pendelnd aufgehängt. In der aufrechten Haltung stützt das Schild, das sich durch einen Schieber auf die individuelle Wirbelsäulenform einstellen lässt, hauptsächlich die Lumbalzone. Beim Übergang in die Ruhehaltung verändert sich das Profil des Schildes. Während die Lumbalwölbung abflacht, wird im oberen Rückenbereich Platz für das sanfte und entspannende Einsinken der Schulterpartie geschaffen. Genauso wichtig wie diese Veränderung des Profils ist aber die Verlängerung der Rückenlehne in die Kopfstütze. Nimmt der Nutzer eine aufrechte Sitzhaltung ein, ist sie nach hinten abgesenkt und stört die Bewegungsfreiheit des Kopfes nicht. In der Ruhehaltung aber wird sie durch die Verformung des Rückenschildes nach vorne geschoben und nimmt den Kopf auf.

Auf diese Weise soll Verspannungen im Nacken- und Schulterbereich wirksam vorgebeugt werden können. Das Zusammenspiel von Rückenlehne und integrierter Kopfstütze bei HeadLine hat einen weiteren Vorteil: Auch in zurückgelehnter Haltung wandert der Blick nicht wie bei konventionellen Bürostühlen an die Decke, sondern das Blickfeld bleibt in der Horizontalen und damit auf den Bildschirm bzw. das Gegenüber bei einem Gespräch gerichtet.

Entspannungseffekt

Die eigentliche Stärke des Stuhles offenbart sich beim Wechsel in eine zurückgelehnte Haltung. Das weiche Einsinken der Schulterpartie in das Rückenschild und die sanfte Unterstützung des Nackens und Kopfes werden als wohltuend und entspannend empfunden. Man fühlt sich aufgehoben in diesem Stuhl, wie von einem weichen Handschuh gehalten.

Das Besondere und Überraschende an der Konstruktion von Headline ist, dass dieser Effekt ohne Einstellung der Kopfstütze auf die Größe des Nutzers erfolgt. In Versuchsreihen mit Personen sehr unterschiedlicher Körpergröße wurde festgestellt, dass alle die gleiche angenehme Entspannung registrierten und den Stuhl mit fast intuitiver Selbstverständlichkeit bedienten. Die Erklärung dafür liegt einerseits im Kontinuum von Lehne und Kopfstütze und andererseits in der Abhängigkeit des Kippwinkels der Kopfstütze von der Tiefe des Einsinkens in das Rückenschild.

Lümmeln tut gut

Die entspannte Körperhaltung, die der zurückgelehnt sitzende Mensch im HeadLine einnimmt, nähert sich der leicht gefalteten Position, die in der wissenschaftlichen Literatur als das ideale Bild für schwereloses Sitzen beschrieben wird und dem völlig entspannten Treiben in einem Salzwassermeer entspricht. Dass eine relaxte, lümmelnde Haltung, die lange als unschicklich, vor allem aber als physiologisch ungesund galt, in Wirklichkeit für die Wirbelsäule besonders schonend und deshalb empfehlenswert ist, hat die medizinische Forschung bereits vor Jahren empirisch bestätigt. Unabhängig von dieser Erkenntnis hat sich durch die technologische Entwicklung - bewegliche Monitore, leichte Laptops, drahtlose Datenübertragung, Mobiltelefone etc. - die Freiheit in der Wahl der Sitzhaltung enorm erhöht.


Infolge seiner neuartigen Konstruktion und seines ergonomischen Konzeptes weicht der Charakter des HeadLine von den bekannten Bürostuhlmustern ab. Die Rückenlehne mit der integrierten Kopfstütze und ihrem schlanken, eine doppelte S-Form beschreibenden Seitenprofil, nähert sich scheinbar der menschlichen Gestalt. Die Analogie zum menschlichen Körperbau ergibt sich aus der Funktionsweise des Stuhles. Die Rückansicht verdeutlicht jedoch die Unterschiede. Statt der Wirbelsäule übernehmen bei HeadLine zwei Aluminiumholme, die auch die Verbindung von Sitz und Rückenlehne herstellen, den Hauptteil der Stützarbeit.

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