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Energiepass beflügelt Einsatz von Gebäudeautomation

(23.4.2006) Mit der neuen EnEV und dem Energiepass für Gebäude wird Energieeinsparung durch Gebäudeautomation und speziell Raumautomation erheblich an Bedeutung gewinnen. Der Grund liegt darin, dass jetzt auch der Energieverbrauch für Beleuchtung und Klimatisierung in die Berechungen Eingang findet. Auf der Light+Building 2006 steht das Thema Energieeffizienz deshalb im Focus. Im Bereich Gebäudeautomation (Halle 9.1) werden Konzepte vorgestellt, mit denen sich erhebliche Energieeinsparungen erzielen lassen.

Mit dem auf Basis der EU-Richtlinie 2002/91/EG formulierten neuen Energieeinspargesetz und der Neufassung der Energieeinsparverordnung (EnEV) wird künftig für jedes Gebäude ein "Energiepass" verbindlich. In diesen Pass fließen neben dem Heizenergiebedarf zusätzlich auch der Bedarf für Beleuchtung und Klimatisierung ein. Für die Bewertung von Energieeinsparmaßnamen hat das massive Auswirkungen. Der durchschnittliche Primärenergiebedarf von Gebäuden wird sich gegenüber der alten Energieeinsparverordnung aus dem Jahr 2004 rechnerisch verdoppeln. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass Methoden wie verbesserte Dämmung, neue Isolierglasfenster oder der Austausch des Heizkessels in der Gesamtbetrachtung etwa die Hälfte ihres Wirkungsgrades einbüßen. Technische Lösungen, die den Energieverbrauch für Beleuchtung und Klimatisierung verringern, werden dagegen an Bedeutung gewinnen.

Wie groß der Energieverbrauch eines Gebäudes ist, wird konkret in jedem einzelnen Raum entschieden. Deshalb ist das Thema Raumautomation besonders interessant. Raumautomation bietet die Möglichkeit, Beleuchtung, Sonnenschutz und Raumklimaregelung genau nach Bedarf zu regeln und nur soviel an Energie zur Verfügung zu stellen, wie benötigt wird. Das funktioniert so: Wird ein Raum benutzt, arbeiten Heizung, Beleuchtung, Klimatisierung und Beschattung so zusammen, dass der Nutzer komfortable Bedingungen vorfindet. Ist ein Raum unbenutzt, arbeitet das System nach intelligenten Strategien, die für möglichst geringen Energieverbrauch sorgen.

Ein einfaches Beispiel: In einem Bürogebäude registrieren Anwesenheitssensoren in jedem Raum, ob er benutzt wird oder nicht. Diese Information steht allen Komponenten des Raumautomationssystems zur Verfügung. Kommt das Signal "Raum ist benutzt", arbeiten das Beleuchtungssystem, der Sonnenschutz sowie Heizung und Klimatisierung so, dass der Nutzer gute Arbeitsbedingungen vorfindet. Ist ein Raum nicht benutzt, geht das Licht automatisch aus, und Heizung und Lüftung werden herunterregelt. Die Jalousien nutzen nach intelligenten Strategien im Winter die Sonneneinstrahlung zur Unterstützung der Heizung oder im Sommer zur Senkung der Kühllast.

Voraussetzung für eine solche Steuerung ist die Kommunikation zwischen den verschiedenen Komponenten. Die LON Technologie beispielsweise, vielfach in der Gebäudeautomation eingesetzt und bewährt, bietet sich hier wegen ihrer weit reichenden Fähigkeit zur Vernetzung geradezu an. Die LON Technologie - mit ANSI/EIA-709.x und EIA-852 standardisiert sowie als EN14908 in das europäische Normenwerk übernommen - ermöglicht den neutralen Informationsaustausch zwischen Anlagen und Geräten von verschiedensten Herstellern und unabhängig von den Anwendungen. Die LON Technologie ermöglicht somit eine einheitliche Betrachtung der unterschiedlichsten Anwendungen und das Ausnutzen von Synergieeffekten zwischen diesen. Mit LON können alle Geräte über ein einheitliches Protokoll kommunizieren, Daten austauschen und - das ist entscheidend - diese Daten auch so verarbeiten, dass sie optimal aufeinander abgestimmt arbeiten. An die Raumautomation schließt sich nahtlos die Regelung der Primärsysteme wie Heizkessel, Klima- und Kälteanlagen an. Sie beziehen ihren Input von den bereits autonom optimierten Bedarfsanforderungen der Raumautomation und können so zusätzlich Verluste bei der Erzeugung und Verteilung der Energie reduzieren.

Durch ein konsequent umgesetztes Gebäudeautomationskonzept mit integrierter Raumautomation lassen sich bis zu 65 Prozent der Beleuchtungsenergie und bis zu 35 Prozent der Heiz- und Kühlenergie einsparen. In der Gesamtbilanz kann der Primärenergiebedarf - und damit auch die Energiekosten im Gebäudepass - so um bis zu 50 Prozent gesenkt werden.

Die Finanzierungskosten für ein solches System liegen in der Regel deutlich unter den zu erwartenden Energiekosteneinsparungen. Eine Modellrechung zeigt, dass bei 700 € Zusatzinvestitionen pro Raum den Finanzierungskosten in Höhe von 90€ jährlich Kosteneinsparungen von 150 € gegenüberstanden. Das bedeutet eine Rendite im zweistelligen Bereich.

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