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"Alternative Wohn- und Betreuungsangebote für Senioren müssen ausgebaut werden"

  • Bertelsmann Stiftung und Kuratorium Deutsche Altershilfe zeigen Perspektiven für ein Leben älterer Menschen im Wohnquartier auf

(24.4.2005) Angesichts des demographischen Wandels müssen alternative Wohn- und Betreuungsangebote für alte Menschen in Deutschland ausgebaut werden. Gelingt es nicht, andere Wohnformen zu verbreiten und entsprechende Maßnahmen in der häuslichen Pflege zu ergreifen, müssen bis zum Jahr 2050 etwa 800.000 zusätzliche Pflegeplätze geschaffen werden. Dies erläuterte Dr. Brigitte Mohn, Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung, in Berlin bei der Abschlussveranstaltung des Projektes "Leben und Wohnen im Alter" von Stiftung und Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA). Zudem müsse die Anzahl der Beschäftigten in Heimeinrichtungen mehr als verdoppelt werden.

"Die Zahl älterer hilfe- und pflegebedürftiger Menschen wird deutlich steigen, gleichzeitig akzeptieren aber immer weniger Pflegebedürftige eine Heimunterbringung. Zudem nimmt die Tragfähigkeit familiärer Netzwerke immer mehr ab", so Dr. Mohn. Unabhängig davon, dass die damit verbundenen ökonomischen Belastungen für unsere heutigen Sozialsysteme kaum tragbar seien, wünschten sich ohnehin immer mehr Seniorinnen und Senioren ein Leben außerhalb der stationären Einrichtungen. Ziel des im Mai 2002 begonnenen Gemeinschaftsprojekts war, zukunftsfähige Wohnformen zu ermitteln, weiter zu entwickeln und zu verbreiten.

Alternativen zum Heim fördern und Rahmenbedingungen verbessern

Eine wichtige Erkenntnis aus dem Projekt ist, dass es eine Reihe von alternativen Wohnformen gibt, die den zukünftigen Anforderungen gewachsen sind. So haben sich mit den ambulant betreuten Wohngemeinschaften Alternativen zum Heim entwickelt, die es ermöglichen, auch bei Pflegebedürftigkeit in einer eigenen Häuslichkeit innerhalb der vertrauten Nachbarschaft wohnen zu bleiben und nicht in ein Heim umziehen zu müssen. "Eine im Rahmen des Projektes erstellte Pilotstudie zu diesen Wohngruppen hat gezeigt, dass hier ein hohes Maß an Versorgungssicherheit und selbstbestimmter Lebensführung gewährt wird. Betreute Wohngruppen ermöglichen eine günstige Betreuungssituation, die den Bewohnerinnen und Bewohnern in vielfältiger Weise zugute kommt", stellte Klaus Großjohann, Geschäftsführer des KDA, fest. Jedoch erschweren die derzeitigen Rahmenbedingungen die Umsetzung und Verbreitung solcher alternativen Wohnangebote. "Sollen diese bedarfsgerechten Wohnalternativen eine Zukunft haben, dann müssen deren Finanzierungsprobleme sowie Fragen der ordnungsrechtlichen Abgrenzung zu Heimeinrichtungen gelöst und gleichzeitig neue Verfahren der Qualitätssicherung erprobt werden", forderte Klaus Großjohann.

Kleinräumige Vernetzung im Wohnquartier - Schlüsselrolle für die Zukunft

Das Gemeinschaftsprojekt hat auch noch einmal bekräftigt, dass dem Wohnen in der normalen Wohnung und im vertrauten Wohngebiet in Zukunft eine Schlüsselrolle zukommt. Dabei wird es nicht nur darum gehen, einzelne Wohnformen in Richtung auf mehr Wohnqualität, Prävention und soziale Kontakte weiter zu entwickeln, sondern vor allem darum, die unterschiedlichen Wohn- und Betreuungsangebote kleinräumig miteinander zu verknüpfen. "Um die Versorgung mit altersgerechten Wohnangeboten zu sichern, ist vor allem eine Vernetzung und Integration zukunftsfähiger Wohnmodelle in bestehende Versorgungsstrukturen und Wohngebiete wichtig", betonte Großjohann. "Nur so lässt es sich vermeiden, die steigende Zahl Pflegebedürftiger überwiegend in zusätzlichen Pflegeheimen unterzubringen", so die Überzeugung des KDA-Geschäftsführers.

Eigenverantwortung ermöglichen und fördern

Auch die Strukturen der Altenhilfe müssten darauf ausgerichtet werden, die Potenziale für Eigeninitiativen, Eigenverantwortung und gegenseitige Hilfe zu stärken, lautet eine weitere Erkenntnis aus dem Gemeinschaftsprojekt. Dies erfordert eine Gewichtsverlagerung auf solche Wohn- und Betreuungsformen, die dies bestmöglich leisten. Deshalb sollte die Altenhilfe ihre Aktivitäten vor allem dort konzentrieren, wo Alt und Jung zusammenleben, nämlich in den "normalen" Wohngebieten. "Nur dort wird es gelingen, die Potenziale für Eigenverantwortung, gegenseitige Hilfe und auch Prävention zu stärken, auf die wir in Zukunft so stark angewiesen sein werden", unterstrich Staatssekretär Peter Ruhenstroth-Bauer vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Auszeichnung beispielhafter Quartiersprojekte

Um Projektbeispiele zu ermitteln und bekannt zu machen, die bei der Umsetzung von Quartierskonzepten schon praktische Erfahrungen gesammelt haben, wurde im Rahmen des Gemeinschaftsprojekts der "Werkstatt-Wettbewerb Quartier" ausgeschrieben. Dessen Preisträger wurden im Rahmen der Veranstaltung ausgezeichnet und der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Durchführung dieses Wettbewerbs wurde durch drei Kooperationspartner sowohl konzeptionell als auch finanziell wesentlich unterstützt: das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, die Stiftung Liebenau in Meckenbeuren und den Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen in Berlin. Die Preise und Anerkennungen verliehen Dr. Brigitte Mohn, Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung, und Staatssekretär Peter Ruhenstroth-Bauer, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

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