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Deutscher Wohnungsbau fällt in Europa auf Tiefstand

  • 1995 "Vize-Europameister", 2003 auf den letzten Rängen
  • Erneutes Minus bei Fertigstellungen in Deutschland
  • Nur Tschechien, Slowakei und Schweden liegen im Wohnungsbau noch dahinter
  • Irland und Spanien Spitzenreiter

(23.9.2004) Deutschland bleibt in Europa nicht nur beim Wirtschaftswachstum zurück. Der Zusammenhang zwischen Wohnungsbau und Gesamtkonjunktur zeigt sich auch an der Entwicklung der Fertigstellungszahlen im Wohnungsbau, bei denen Deutschland international in der "Abstiegszone" liegt. Wie LBS Research auf der Grundlage aktueller statistischer Daten und Informationen von Euroconstruct mitteilt, sind Irland mit 17,3 sowie Spanien mit 14,0 neuen Wohnungen pro tausend Einwohnern im Jahre 2003 ganz klar die Spitzenreiter in Europa. Nur auf rund ein Fünftel dieser Werte kommt Deutschland: Die Wohnungsbauintensität liegt hier nach einem abermaligen Rückgang der Fertigstellungszahlen um über 7 Prozent im Jahre 2003 nur noch bei 2,9 neuen Wohneinheiten pro tausend Einwohner (Vorjahr: 3,1).


Insgesamt schwankt der Durchschnittswert für die Bautätigkeit in Westeuropa bereits seit zehn Jahren um 5 Wohnungen pro 1.000 Einwohner. Daran wird sich nach Einschätzung der beteiligten Institute von Euroconstruct auch bis 2006 nichts Grundsätzliches ändern. Dahinter verbergen sich aber bislang deutliche Verschiebungen in den einzelnen Ländern, insbesondere auch im Falle Deutschlands. Vor allem in den neuen Bundesländern gab es Mitte der 90er Jahre noch einen Wohnungsbauboom, der das Beitrittsgebiet auf einen europäischen Spitzenplatz gehoben hat. In ganz Deutschland lag die Wohnungsbauintensität 1995 mit einem Wert von 7,4 nur knapp hinter Irland (8,5) auf Platz zwei. Seitdem ist bei uns ein Abstieg der Wohnungsbautätigkeit auf nur noch 40 Prozent der damaligen Fertigstellungszahlen zu beobachten, während sich gleichzeitig neben Irland auch Spanien ausgesprochen dynamisch entwickelt hat.

Diese beiden Länder im Westen und Süden Europas sind gute Beispiele für den typischen unmittelbaren Zusammenhang zwischen Wirtschaftswachstum und Wohnungsbau. Seit Jahren wirkt sich etwa auf der grünen Insel nicht nur die höchste Geburtenrate in Westeuropa aus, sondern auch ein anhaltender wirtschaftlicher Boom, der nicht zuletzt zu Rückwanderungen sogar aus Nordamerika geführt hat. In Spanien hat neben der wirtschaftlichen Prosperität auch die gewachsene Attraktivität als Region für Ferien- und Zweitwohnsitze die Bautätigkeit angeheizt. Selbst deutliche Anspannungen auf den Immobilienmärkten mit entsprechenden zweistelligen Preissteigerungsraten haben den Wohnungsbau in diesen Ländern nicht ernsthaft beeinträchtigen können.

Was die Gebäudestruktur im Wohnungsneubau angeht, so halten sich im europäischen Durchschnitt der Eigenheimbau und der Mehrfamilienhausbau fast die Waage. In den einzelnen Ländern sind die Akzente traditionell jedoch sehr unterschiedlich. So entfällt etwa der Löwenanteil (rund zwei Drittel) des hohen spanischen Wohnungsbauniveaus auf Geschosswohnungen. Traditionell handelt es sich dabei allerdings nicht um Mietwohnungen, sondern um Eigentumswohnungen auf der Etage. Dagegen verdankt Irland seinen Boom vor allem dem Eigenheimbau, der dort rund drei Viertel des gesamten Wohnungsbaus ausmacht.

Mittlerweile haben auch die größeren Beitrittsländer aus dem mitteleuropäischen Raum Anschluss an die Wohnungsbauentwicklung in Westeuropa gefunden. Im Jahre 2003 sind in Polen, Ungarn, Tschechien und der Slowakei im Schnitt 3,3 Wohnungen pro tausend Einwohner entstanden, doppelt so viele wie noch vor sieben oder acht Jahren. Von diesen vier Ländern sind nur noch Tschechien sowie die Slowakische Republik in punkto Wohnungsneubau schwächer als Deutschland.

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