Baulinks -> Redaktion  || < älter 2004/1243 jünger > >>|  

Projektbericht: Moderne Großflächenziegel - kein Hindernis für die Denkmalpflege

(16.9.2004) Zu Recht legt die Denkmalpflege Wert auf die Verwendung möglichst originalgetreuer Baustoffe. Das gilt auch für die Dacheindeckung. Sind die großen Formate moderner Flächenziegel dennoch einsetzbar? Bei der Dach-Sanierung der Josefskirche in Münster (siehe Bing-Maps und/oder Google-Maps) sparten Architekt und Bauherr Verlege- und Materialkosten. Obwohl das Bauwerk unter Denkmalschutz steht, kam hier der Großflächenziegel Nibra DS 5 von Nelskamp zum Einsatz. Bei einem Bedarf von nur rund sechs Ziegeln pro Quadratmeter Dachfläche spart das derzeit größte serienmäßig hergestellte Tondachziegel-Modell der Welt Zeit und Material gegenüber einer kleinformatigen Eindeckung. Die ausgeprägte Kopf- und Seitenverfalzung des Verschiebeziegels verspricht darüber hinaus absolute Regensicherheit - trotz flacher Dachneigung.

Dachziegel, Großflächenziegel, Dacheindeckung, Flächenziegel, Denkmalschutz, Ziegel, Tondachziegel, Regensicherheit, Dachneigung

Technische und vor allem wirtschaftliche Aspekte gewinnen bei der Sanierung von denkmalgeschützten Bauwerken immer größere Bedeutung. Bei Dachsanierungen gilt dieses insbesondere für die Auswahl des Eindeckmaterials.

Im Stil französischer Kathedralen, aber mit Feuchteschäden

Die katholische Pfarrkirche wurde Anfang des 20. Jahrhunderts mit neugotischer, dreischiffiger Basilika und Querhaus errichtet. Zentrales Element: Eine in typischer Kathedralgotik aufwändig gestaltete Zweiturm-Fassade. Neben den Westtürmen flankieren zwei kleine Treppentürme eine mit polygonalen Nebenapsiden ausgebildete Staffelchoranlage.

Im letzten Weltkrieg wurden sämtliche Dächer zerstört. Danach konnte das einstige Steildach nicht wieder originalgetreu in Holz errichtet werden. So kam es zu einem wesentlich flacher geneigten Dach mit Eisenkonstruktion als Tragwerk des Kirchenschiffes. Ähnlich sparsam ging man bei den Türmen vor: Sie wurden einfach nicht in gleicher Höhe wieder aufgebaut.

Die Hohlpfannendeckung aus der Nachkriegszeit erwies sich schon bald an einigen Stellen als "undicht". Denn die Auswirkungen der flachen Dachneigung auf den Feuchteschutz waren nicht ausreichend berücksichtigt. Zunehmend traten Feuchteschäden im Innenraum der Kirche auf, und die neue Eindeckung wurde unumgänglich. Eine Wiederherstellung des alten Steildaches stand aber - aus finanziellen Gründen - nicht zur Debatte.

Denkmalerhaltende Aufgabe

Wesentliches Auswahlkriterium beim Deckmaterial war das Erscheinungsbild. Die Hauptdachfläche der Josefskirche ist mit ca. 24 Grad für einen Sakralbau ungewöhnlich flach geneigt. Außerdem behindert eine umlaufende Natursteinbrüstung am Dachrand die Sicht auf die Dachfläche des Kirchenschiffs.

Die neue Eindeckung hatte deshalb weniger eine ästhetische als eine Denkmal erhaltende Aufgabe zu erfüllen. Kirchengemeinde, Architekt und das städtische Bauamt entschieden sich für den rotbraun engobierten Großflächen-Ton-Dachziegel Nibra DS 5. So reduzierte sich die Zahl der Eindeckungspunkte und es wurde weniger Lattung benötigt.

Dauerhafter Feuchteschutz hatte oberste Priorität. Wegen seiner ausgeprägten Kopf- und Seitenverfalzung ist der Nibra DS 5 bis zu einer Dachneigung von 22 Grad regensicher.

Auch unter statischen Gesichtspunkten lag die Wahl des Großformates auf der Hand. Denn das geringe Flächengewicht (nur 36 kg/m) entlastet die eiserne Tragkonstruktion gegenüber der alten Eindeckung um rund zwölf Kilogramm pro Quadratmeter.

Einfach verlegt

Mitte Mai 2004 begannen die Dachdecker in Münster mit der Beseitigung der alten Hohlpfannen. Dann wurden die neuen Dachlatten (Querschnitt 40/60, Holzsortierklasse S 10) verlegt. Wegen der größeren Decklänge (50,4 cm) des Verschiebefalzziegels wurden rund 20 Prozent des Materials eingespart. Der lichte Dachlattenabstand von 44 Zentimetern entsprach dem vom Fachausschuss Bau der Berufsgenossenschaft in der Unfallverhütungsvorschrift 203 zugelassenen Lattenabstand von 44,6 (40 cm + Aufrundung). So dürfen die Ziegel ohne sicherheitstechnischen Mehraufwand (Netz) verarbeitet werden.

In nur fünf Wochen war die Sanierung komplett abgeschlossen. Die Kosten beliefen sich auf rund 38.000 Euro inklusive aller Nebenarbeiten. "Im Vergleich zu Sanierungsprojekten bei anderen Kirchendächern ähnlicher Größe ein wirtschaftlicher Preis", stellt der Architekt fest. Auch der Kirchenvorstand ist zufrieden: "Uns gefällt die gleichmäßige Struktur der Dachfläche. Sie passt mit ihrem rotbraunen Farbton harmonisch zu den älteren Ziegeldächern der Nachbargebäude".

Feuchteschutz über Jahrzehnte

Mit der gleichzeitig durchgeführten zeit- und kostenintensiven Sanierung der Außenfassade und der neuen Dacheindeckung allein war es jedoch nicht getan. Denn regensichere Neueindeckung war quasi Voraussetzung für abschließende Sanierungsarbeiten im Innenraum.

siehe auch:

ausgewählte weitere Meldungen:

Impressum | Datenschutz © 1997-2024 BauSites GmbH