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Ziegelindustrie fehlt Sensibilität bei Diskussion um CO₂-Emissionshandel

(22.4.2004) Als "Unwort und katastrophales Signal" bezeichnete der Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie e.V., Bonn, die vom Bundesumwelt- und Bundeswirtschaftsministerium im Zusammenhang mit dem CO₂-Emissionshandel verwendete Formulierung "Verschmutzungsrecht". Mit dieser Wortwahl, so Präsident Helmut Jacobi, "werden Unternehmen in der Öffentlichkeit indirekt als Umweltverschmutzer gebranntmarkt". Zu Unrecht. Denn gerade in Deutschland sei die Umwelttechnik auf einem außerordentlich hohen Stand. Die Baustoff-Industrie - und allen voran die Ziegelindustrie - habe den Emissions-Ausstoß in der Produktion mit hohen Investitionen und modernster Technik bereits extrem reduziert.

Jacobi erinnerte an die Übernahme der freiwilligen Selbstverpflichtung der Ziegelindustrie, "lange bevor der CO₂-Emissionshandel überhaupt diskutiert wurde". Bereits 1995 wurde zugesagt, "bis zum Jahr 2005 den Kohlendioxid-Ausstoß in den alten Bundesländern um bis zu 15 Prozent gegenüber dem Referenzjahr 1987 zu verringern und in den neuen Bundesländern um 60 Prozent". Als energieintensiver Wirtschaftszweig habe die Branche weder technische noch ökonomische Spielräume, so dass alle Anstrengungen unternommen werden mussten, die hohen Energiekosten nachhaltig zu reduzieren. Aus diesen hoch investiven Forschungsbemühungen resultierte neben dem stark verringerten Energieeinsatz auch eine weiter optimierte Produktqualität. Aussagen der Umweltverbände, bei Fortführung der derzeitigen Umweltpolitik würde Deutschland seine weltweite Führungsposition im Umweltschutz verlieren, könne zumindest für die Ziegelindustrie nicht nachvollzogen werden. "Immerhin arbeiten 80 Prozent der weltweit installierten Rauchgasreinigungsanlagen - zur Fluor- und Schwefelreinigung sowie zur thermischen Nachverbrennung organischer Stoffe - allein in Standorten der deutschen Ziegelindustrie", so Helmut Jacobi.

Bemühungen um weitere Luftreinheit und CO₂-Reduktion stoßen in Deutschland nach seinen Aussagen "bereits an die Grenzen des Machbaren". Für eine nur noch minimale Emissionsminderung müsse extrem viel Geld aufgewendet werden. "Emissionszertifikate sind zwar ein vernünftiger Ansatz. Doch sollten daraus resultierende Gelder aufstrebenden Industrieländern zufließen, wo für relativ wenig Aufwand der Luftverschmutzungsgrad deutlich abgesenkt werden kann", so sein Plädoyer. Zusätzliche Forderungen zur CO₂-Absenkung in Deutschland gefährdeten dagegen Arbeitsplätze und führten zur Verschiebung von Produktionsstätten ins Ausland.

Der Präsident der Ziegelindustrie stellte zudem Meldungen richtig, nach denen die Keramikindustrie vom CO₂-Emissionshandel ausgenommen sei. Korrekt sei lediglich, dass beispielsweise auf Kalkumwandlung basierende Prozess-Emissionen nicht reduziert zu werden brauchen, da sie sich aus chemischen Gründen nicht verringern oder vermeiden ließen. In vielen Abbaugebieten enthalte der Rohstoff für die Hintermauerziegelproduktion zwischen 20-30 Prozent Kalkanteile. Die aus der Umwandlung von Kalkanteilen entstehende Emission kann Prozess bedingt nicht reduziert werden - "außer der Ziegeleiunternehmer schränkt die Fertigung ein. Zwar sollte dies sicherlich nicht der Sinn des Emissionshandels sein. Dennoch erweckten grüne Politiker nicht selten den Anschein, die Industrie in Deutschland bewusst herunterfahren zu wollen - zugunsten von Dienstleistungen". Dies wäre fatal, so Jacobi. "Denn gerade in Deutschland erbringt die Industrie seit jeher einen wesentlichen Anteil zur Wertschöpfung und leistet damit einen erheblichen Beitrag zum Wohlstand der Bevölkerung."

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