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Spezialzement für kühlen Beton

(17.10.2003) Ungewöhnliche Aufgaben fordern außerordentliche Lösungen. Für die Staumauer der Talsperre Leibis/Lichte in Thüringen unweit von Saalfeld (siehe Google-Maps) lieferte Lafarge einen Zement, der neben vielen komplexen Eigenschaften vor allem eine niedrige Hydratationswärme aufweist. Die Aufgabe: Beim Abbinden der bis zu 1.000 m³ großen Betonblöcke darf im Kern eine Temperatur von maximal 30 °C nicht überschritten werden, sonst sind Spannungsrisse zu erwarten.

Betonbau, Spezialzement, Beton, Hydratationswärme, Abbinden, Portlandzementklinker, Bilfinger Berger

Der Zement, der die geforderte geringe Hydratationswärme einhält, ist ein CEM II/B-S 32,5 R-NA. Er besitzt die bauaufsichtliche Zulassung des DIBt in Berlin und besteht aus 65 bis 70% grob gemahlenem Portlandzementklinker sowie 30 bis 35% extra fein gemahlenem Hüttensand. Daneben musste auch die Gesteinskörnung ihren Beitrag leisten. Sie wurde schattig und kühl gelagert. Eine komplizierte Sieblinie mit einem Größtkorn von 125 mm erlaubt die Reduktion des Zementgehaltes auf nur 135 bis 140 kg pro Kubikmeter. Dies ist möglich, weil das Betonwerk, Rapid-Beton, noch Flugasche zugibt. Und zum Schluss ersetzt Scherbeneis einen großen Teil des Wassers. Auf diese Weise wird die Frischbetontemperatur, den Außentemperaturen entsprechend, auf 7 bis 15 °C eingestellt. Diese ungewöhnliche Rezeptur, sie wurde im Zentrallabor von Bilfinger Berger entwickelt, liefert zuerst nur einen unscheinbaren erdfeuchten Beton, der allerdings verdichtet und abgebunden wasserundurchlässig ist. Im Inneren der betonierten Blöcke entwickelt sich eine Temperatur von maximal 25 °C. Eine spezielle Software dokumentiert über einbetonierte Temperaturfühler die Kerntemperaturen der Staumauer.

Ende 2004 ist Fertigstellungstermin für die Staumauer. Sie wird dann 102,5 Meter hoch sein und aus rund 580.000 m³ Beton bestehen. Bis dahin ist Leibis/Lichte eine Baustelle der Superlative.

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