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7. IAI-Industrietag 2003: objektorientierter Datenaustausch im Bauwesen auf einem steinigen Weg

(12.5.2003) Die IAI, Industrie Allianz für Interoperabilität e.V. , hat auf ihrem diesjährigen Industrietag am 8. Mai 2003 in München über den aktuellen Entwicklungsstand der IFC und dessen vielfältige Einsatzmöglichkeiten in Planungs- und Ausführungsprozessen informiert.

Industrie Allianz für Interoperabilität, IFC 2x
man kennt sich auf dem 7. IAI-Industrietag

In seiner Einführung untermauerte Dr. Rudolf Juli von Obermeyer Planen + Bauen sein tiefes Vertrauen in die Notwendigkeit der Entwicklung moderner objektorientierter Software im Zusammenhang mit der IFC-Schnittstelle: "Die Entwicklung hin zu objektorientierter Anwendungssoftware dauert länger, als wir glaubten. Aber objektorientierte Anwendungssoftware bietet einfach zu viele Vorteile, als dass sie sich nicht nachhaltig wird durchsetzen können. Und mit dem Einsatz objektorientierter Anwendungssoftware ist das IFC-Format untrennbar verbunden." Dass die Ablösung von Systemen der 1. Generation mit 2D-Datenmodellen so langsam vonstatten geht, liegt laut IAI-Vorstand Juli "mit Sicherheit auch an der Krise, in der das Bauwesen seit Jahren steckt, aber auch an den Systemen, deren Handling erst reifen musste." Nach Julis Überzeugung haben die führenden Systeme jetzt aber einen Entwicklungsstand erreicht, der den "vorteilhaften Einsatz in der Praxis" erlaubt. Aus seiner Sicht hat die langsame Ablösung der Systeme auch ihr Gutes: "So hatte die IAI die Zeit, die IFC solide zu entwickeln und zu implementieren. Beeindruckende Beispiele zeigen, was IFC heute leisten kann." Damit sei der aktuelle Entwicklungsstand der IFC für den wichtigen Datenaustausch zwischen Architekt und technischer Ausrüstung "voll zufriedenstellend".

Erfolgreiche IFC2X-Zertifizierung

Termingerecht führte die Implementierergruppe der IAI (ISG) unter Leitung Prof. Rasso Steinmann am 7. und 8. Mai 2003 die IFC2x-Zertifizierung von elf internationalen Softwarehäusern an Hand von Praxisprojekten durch. Für zehn von ihnen war es bereits die zweite Stufe der Zertifizierung, darunter AEC-Unternehmen wie ...

An die erste 2.x-Zertifizierung, in dem an dieser Stelle über 65 verschiedene Testfälle und mehr als 200 Dateien getestet wurden (siehe AEC.WEB-Meldung vom 30.10.2002), schlossen sich ausführliche Pilot-Tests von vier unterschiedlichen Praxisprojekten an. Kontinuierlich wurden in dieser Zeit Schnittstellen-Fehler analysiert und beseitigt, so dass das vorliegende Ergebnis auch die Anwender überzeugte. Die Statements reichen von "Die erreichte Qualität erfüllt unsere Anforderungen voll und ganz. Kleinere Probleme sind jetzt einfach zu beheben." (CAD-Stelle Bayern, München) bis "Beeindruckende Verbesserungen! Es gab viele Aufgaben zu bewältigen, viele davon sind gelöst." (Taylor Woodrow, UK). Last but not least wird die IFC2x-Plattform von der ISO als Standard akzeptiert, die aktuellen IFC-Anwendungen sind ISO/PAS 16739-konform.

IFC2x-Testprojekt von Christine Degenhart

Die Rosenheimer Architektin Christine Degenhart stellte in einem kleinen Vortrag ihre Tests der IFC2x-Version vor, die anhand eines 4-geschossigen Wohnhauses mit 40 Wohneinheiten und Tiefgarage erfolgten. Ziel war es, die Originaldaten des Auftraggebers, der als Wohnungsbaugesellschaft zugleich Entwurfs- und Genehmigungsplanung verfasst hatte, via IFC 2.x von ArchiCAD nach Allplan zu übertragen, um diese einem externen Planungsbüro für die Werkplanung des Projekts zu überlassen. Ihr Fazit: "Generell ist die Arbeit mit IFC 2.x vielversprechend. Der Ablauf des Datenaustauschs ist einfach, die Entwicklung schreitet merklich voran. Bereits während der Projektphase gab es deutliche Verbesserungen. Die Übergabe der Geometrien gelang gut." Einschränkungen gab es laut Christine Degenhart noch mit den zur Verfügung stehenden Pilot-Versionen, weil einige Attribute wie z.B. Raumstempel nicht übertragen wurden. Dadurch ergab sich immer noch ein gewisser zeitlicher Aufwand für die 2D-Nachbearbeitung. Bei allem "Wenn und Aber" wurde in dem vorgestellten Beispiel allerdings auch deutlich, dass es im Prinzip keine Alternative zu dem Datenaustausch per IFC gab/gibt.

ePlanChecking in Singapur: eGovernment-Lösung mit neutraler Schnittstelle

Eindrucksvoll stellten Dr. Thomas Liebich, IT-Consultant für das Bauwesen und Leiter des IAI-MSG-Arbeitskreises, sowie Dr. Qi Zhong von novaCityNets aus Singapur das CORENET-Projekt vor. Projektziel ist die vollständige elektronische Kommunikation zwischen den am Bau Beteiligten und der Baubehörde in  Singapur. Über das Portal OSSC (one-stop submission centre) lassen sich demnach alle relevanten Dokumente zur Baueingabe und dem Genehmigungsverfahren übergeben und abrufen. Das ePlanChecking-Programm von novaCityNets ermöglicht die automatische Überprüfung von Eingabeplänen. Architektur-, später auch Haustechnik-Modelle, müssen dazu zwingend mit bauteilorientierten CAD-Systemen erstellt werden. Sie beinhalten wesentliche Informationen, die automatisiert abgefragt werden können - Beispiel:

  • eine Tür "kennt" die Wand, in der sie sich befindet, sowie
  • die Räume, die sie verbindet, ebenso
  • ihre lichte Öffnungsbreite und
  • über die Attributliste beispielsweise auch die Feuerwiderstandsklasse.

Ein Modul für den Brandschutz kann mit diesen Angaben den Fluchtweg berechnen, alle Türen auf diesem Weg finden, und ihre Aufschlagrichtung, ihre Breite und die erforderliche Feuerwiderstandsklasse kontrollieren. Der Planer selbst kann die Pläne über das OSSC-Portal auf Brandschutz, Behindertenzugang oder Sprinkleranlagen prüfen lassen. Die Behörde wiederum will eingereichte Pläne schneller auf lokale Bauregeln hin überprüfen können. Sowohl Selbstüberprüfung als auch amtliche Genehmigung sind Teil des ePlanCheckings. Auf der Suche nach einer neutralen, international akzeptierten Schnittstelle wurde man bei der IAI fündig. Das Programm unterstützt die IFC-Schnittstelle und stellt diese Forderung auch an die CAD-Anbietern in Singapur.

IFC-Objekte verbinden CAD und Projektmanagement

Auch für das Projektmanagement verspricht die objektorientierte 3D-Planung auf Basis der IFC einen erheblichen Nutzen. Im Rahmen des IAI-Industrietages stellte die GIB Dr.-Ing.Greiner Ingenieurberatung, München, mehrere Module für ihr Projektmanagement-System granid vor, die im Rahmen von Pilotprojekten in Zusammenarbeit mit TU und FH München entwickelt wurden. Aufbauend auf granid sollen die Prozesse für die Controllingbereiche Projektstrukturplanung und Kostenplanung durch die Übernahme intelligenter Objekte aus dem Gebäudemodell des Planers optimiert werden. Dafür wird die Objektstruktur aus dem IFC-Modell übernommen und der Projektstruktur, die sich nach baubetriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten zusammensetzt, zugeordnet. Aufbauend auf der Zuordnung zur Projektstruktur werden die Informationen der Gebäudeobjekte den Managementprozessen (z.B. Kostenplanung, Vergabe, Facility Management, AVA) zur Verfügung gestellt. Ziel der Integration des IFC-Produktmodells in granid ist es, durch die Übernahme von Mengen und semantischen Informationen aus dem Gebäudemodell die Prozesse weitgehend zu automatisieren. Die Informationen aus dem IFC-Produktmodell werden in einer relationalen Datenbank abgelegt und aufbereitet.

Integriertes Client-Server-System (iCSS) für das virtuelle Bauteam

Über die Möglichkeiten des virtuellen Planungsteams mit iCSS sprach Prof. Dr.-Ing. Raimar Scherrer vom Institut Bauinformatik der TU Dresden. iCSS ist ein internetbasiertes Informations- und Kommunikationssystem, das für die koordinierte Zusammenarbeit virtueller Planungsteams entwickelt wurde. Kleinere Planungsbüros sollen sich zu einem räumlich verteilten, organisationsübergreifenden, schlagkräftigen und konkurrenzfähigen Unternehmen zusammenschliessen können, um gemeinsam eine hohe Fachkompetenz anzubieten.

Der iCSS-Kern ist IFC basiert. Das System stellt Methoden, Datenmodelle und Werkzeuge bereit, die auf einem ganzheitlichen juristischen, organisatorischen und planerischen Ansatz aufbauen. Dazu gehören eine dynamische Ablaufplanung, die Verwaltung eines gemeinsamen 3D-Gebäudemodells, das zentrale Dokumentenmanagement, das Management von Planungskonflikten sowie ein integriertes Vertragsmodell.

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