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unipor kritisiert Brandschutz-Richtlinien der neuen MBO

(3.4.2003) Massive Geschossbauten sind brandschutztechnisch wesentlich sicherer als brennbare Holzkonstruktionen. Zu diesem Ergebnis kommt jetzt eine Studie der TU Wien. Sie geht über den Ansatz der neuen Musterbauordnung (MBO) hinaus und untersucht nicht nur einzelne Bauteile, sondern die Gesamtkonstruktion auf ihr Brandverhalten. "Vor diesem Hintergrund ist die Liberalisierung der Brandschutz-Richtlinien in der Ende 2002 verabschiedeten MBO unverständlich", meint Dipl.-Ing. Bernhard Schlötzer, Geschäftsführer der unipor-Ziegel-Gruppe. "Das Risiko erhöht sich, und damit werden auch die Versicherungssummen für Brandschutz steigen."

Im Brandfall bieten mehrgeschossige Massivbauten grundsätzlich wesentlich mehr Sicherheit als Gebäude aus anderen Baustoffen. Das zeigt die Studie "Sicherheitsfragen im Brandfall mehrgeschossiger Wohnbauten" von Prof. Dr. Ulrich Schneider von der TU in Wien.

Gesamtkonstruktion entscheidend

Die wissenschaftliche Untersuchung belegt den hohen Sicherheits-Standard von Massivbauten. Die MBO liberalisiert den Einsatz brennbarer Bauelemente in Verbund-, Holz- und Kunststoffbauweisen und ersetzt die Brandschutzklasse F-90 durch F-60. So müssen tragende Konstruktionen (Wände, Decken) die Standsicherheit im Brandfall nur noch 60 Minuten gewährleisten.

Kritikpunkt des unipor-Geschäftsführers: Die neue MBO-Fassung bewertet bei der Brandwiderstandsdauer nur einzelne Baugruppen. So erfolgt die Abnahme bei Holzbauteilen am vorgefertigten Bauteil und nicht im Einbau-Zustand. Entscheidend für das Brandverhalten ist aber die Gesamtkonstruktion, denn schon der Einbau einer Steckdose verändert das Brandverhalten erheblich. Bei diesem ganzheitlichen Ansatz haben massive Konstruktionen deutlich die Nase vorn, belegt die Wiener Studie.

Holz: Höheres Einsturzrisiko

Besonders anfällig sind im Brandfall Wand- und Deckenanschlüsse, Fassadenöffnungen sowie Installationswege von Leitungen und Rohren. Hier ist das Risiko der Brand-Weiterleitung am größten. Massive Wandbauteile bieten auch an Knotenpunkten und Anschlussstellen eine erheblich längere Feuerwiderstandsdauer als Holzkonstruktionen. Schon eine 11,5 cm dicke Ziegelwand erreicht einen Brandwiderstandswert von 90 Minuten (Feuerwiderstandsklasse F-90). Für Holzkonstruktionen stellt Professor Schneider hingegen fest: "Ihre Sicherheit kann prinzipiell nur durch automatische Brandlöschung oder brandsichere Verkleidung sämtlicher brennbarer Oberflächen erfolgen."

Bei Verwendung von Holzkonstruktionen steigt das Einsturzrisiko also erheblich. Als Beispiel wird in der Studie der Brand eines Wohnhauses mit massivem Erdgeschoss und Holz-Obergeschoss genannt. Obwohl die Feuerwehr bereits kurz nach dem Ausbruch des Feuers zu löschen begann, wurde das Obergeschoss völlig zerstört, während alle in Massivbauweise errichteten Gebäudeteile den Brand nahezu unbeschadet überstanden.

Steigende Versicherungsprämien

Das höhere Risiko bei Holzbauweise hat auch finanzielle Folgen. Schlötzer sieht eine Kostenlawine auf künftige Hausbesitzer zukommen, wenn sie sämtliche brennbare Oberflächen eines Gebäudes F 60-gerecht ausführen lassen. Begründung: "Versicherungen kalkulieren ihre Prämien auf Grund von Schadenserwartungen – und die sind bei Massivbauweise deutlich geringer. Die Versicherungs-Kosten für die Hausbesitzer werden steigen, wenn die liberalisierte Bauweise mit brennbaren Oberflächen mehr Zuspruch findet." Massivbauten sind traditionell der Bauartenklasse I zugeordnet, Gebäude in Holzbauweise aber der versicherungstechnisch nachteiligen Bauartenklasse III. Die höhere Sicherheit von Massivbauweisen wirkt sich auch langfristig auf den Wert eines Gebäudes aus: So besitzt ein Ziegelhaus nach 30 Jahren einen um 59 Prozent höheren Sachwert als ein Holzfertighaus. Dieses ergab jetzt die Studie "Wertfindung von Mauerwerksgebäuden" von Professor Armin Ohler von der Fachhochschule Nordniedersachsen.

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