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Bauhaus-Architektur in Celle: Sanierung eines Denkmals

(4.3.2003) Die Siedlungsanlage "Blumläger Feld" in Celle gilt als eines der gelungensten Projekte des Bauhaus-Architekten Otto Haesler - sind Bing-Maps und/oder Google-Maps. Vor rund 70 Jahren mit knappen finanziellen Mitteln erbaut, wurde die Wohnanlage jetzt saniert. Das unter Denkmalschutz stehende Ensemble ließ sich wirtschaftlich nicht mehr betreiben, daher stimmte die Denkmalbehörde dem gewagten Umbau der östlichen Siedlungszeile zu.

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Nach Westen zeigt sich die Zeile mit einem fast ganz neuen Gesicht, der Stahlskelett-Anbau nimmt das alte Rastermaß auf. Neu sind auch die Erschließungen für die Laubengang-Etage.

Die Siedlung "Blumläger Feld" in Celle besteht aus zwei von Nord nach Süd verlaufenden Wohnzeilen. Jeweils 220 Meter lange Gebäude stehen mit einem Abstand von 70 Metern parallel zueinander. Den nördlichen Abschluss bildet ein Kopfbau mit großen Terrassen. Da er ursprünglich für Lungenkranke erbaut wurde, trägt er noch heute den Namen "Lungenflügel".

Sanieren und erweitern

Um die Wohnungen in der östlichen Wohnzeile modernen Flächenbedürfnissen anzupassen, wurde ein unterkellerter Vorbau Richtung Gartenseite hinzugefügt und eine Laubengang-Etage durchgehend aufgestockt. Der Zugang erfolgt über neu installierte Treppen. Die Erweiterungen nehmen die ursprüngliche Konstruktion (Stahlskelett) wie auch den formalen Charakter der Siedlung auf, bleiben aber als neue Bauelemente erkennbar. Während die Ostseite ein Wärmedämmverbundsystem mit 12 Zentimeter dicken Sto EPS-Platten trägt, präsentiert sich die zum Grün gewandte Westseite nun als metallverkleidete Loggienfassade.


Mit grünen Fensterrahmen, einer in hellbeige und hellgrün gefassten Fassade, bildet der so genannte "Lungenflügel" den nördlichen Abschluss der Siedlung.

Im Inneren wurden die ehemals kleinen Wohnungen im Erdgeschoss und in der ersten Etage zu großzügigen Maisonetten zusammengefaßt. Neue Trennwände entsprechen den heutigen Schall- und Brandschutznormen. Die Wohnflächen in den 50 Wohneinheiten betragen zwischen 48 und 110 Quadratmeter – etwa doppelt soviel Raum wie früher.

Spuren der Vergangenheit

Von der Erweiterung ausgenommen ist einer der beiden Endbauten: Er wurde auf den alten Zustand zurückgeführt und verweist als authentisches Zeugnis auf den originären Charakter der Anlage. Statt eines Wärmedämmverbundsystems erhielt er lediglich eine dünne Putzträgerplatte. Sie bietet den einheitlich tragfähigen Untergrund für den glatt gefilzten und beschichteten Putz. Die weißen Fassaden und roten Fenster entsprechen dem Original. Einschnitte im Mauerwerk lassen den ursprünglichen Wandaufbau im Inneren erkennen – Bauexperten vermuten, dass die Räume einst ausgesprochen polychrom gefasst waren. Das Gebäude beherbergt ein kleines Museum zur Siedlung und Arbeit Otto Haeslers.

Mit der baulichen Erweiterung der Ostzeile bleibt ein Denkmal erhalten und wird neu genutzt. Die "Alternative" zu dieser Strategie könnte die unsanierte Westzeile ereilen: Ein Abriss – wegen unzumutbar aufwändigem Erhalt.

Hintergrund: Siedlungsanlage "Blumläger Feld"

Während der Weltwirtschaftskrise baute Haesler in Celle für die städtische Wohnfürsorge eine auf das Minimum reduzierte Wohnanlage. Die Siedlung besteht aus vier Baukomplexen: Zwei 220 Meter lange, parallel zueinander stehende Wohnzeilen, der Kopfbau mit großen Terrassen speziell für Lungenkranke (der "Lungenflügel") und ein zentraler Gemeinschaftsbau mit Bädern und Waschküchen. Mehrbettzimmer und Wohnflure nutzten die 38 bzw. 48 Quadratmeter großen Wohnflächen sehr effizient.
Die Bauweise war ökonomisch: Wegen der niedrigen Stahlpreise plante Haesler ein Stahlskelett und fachte es mit Bimsbetonplatten und Hohlsteinziegeln aus. Die Wärmedämmung erfolgte mit gepressten Strohmatten. Diese Konstruktion mit nur 19,5 Zentimeter dicken Außenwänden war für eine Standzeit von 30 Jahren ausgelegt.

Biographie Otto Haesler

Der Architekt Otto Haesler war ein Vertreter des industriellen, rationellen Bauens in den zwanziger und dreißiger Jahren des Zwanzigsten Jahrhunderts. Zu seinen architektonischen Kennzeichen zählten Flachdach, Zeilenbau und Modernität in technischer, formaler und sozialer Sicht. Zusammen mit Walter Gropius konzipierte er beispielsweise die Siedlung Dammerstock in Karlsruhe. Hauptsächlich jedoch war Haesler in Celle tätig, wo er ab 1906 unter anderem drei Siedlungen plante. 1934 musste er sich auf Druck des NS-Regimes aus dem Hochbau zurückziehen und fand in Eutin eine Nische als Gartenarchitekt. In der Nachkriegszeit engagierte er sich beim Wiederaufbau der brandenburgischen Stadt Rathenow.

Quelle:

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