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DOMOTEX HANNOVER 2003 (11. bis 14.01.2003): Trendvorschau für textile Bodenbeläge und abgepasste Teppiche

(16.10.2002) Vier Tage lang, vom 11. bis 14. Januar 2003, präsentiert die DOMOTEX HANNOVER alles, was "in" ist in Sachen Teppichboden. Dabei stehen die Trends für textile Bodenbeläge natürlich nicht isoliert da. Vielmehr zeigt sich gerade in den Präsentationen der Aussteller auf der Weltleitmesse für Teppiche und Bodenbeläge ein enges Zusammenspiel zwischen aktuellen Einrichtungstrends und der "Welt zu Füßen". Nach Trends sowie Design- und Wohnvorlieben befragt, zeigt der Designer Axel Venn auf, was die Teppichmode im Januar 2003 bringt.

Nicht zurück, sondern vorwärts zu den Archetypen des Wohnens – dies scheint ein Erfolgsrezept der Designer der Zeit zu sein. Philipp Starcks Badebottiche, Villeroy + Bochs Bodenkeramik-Relaunch aus der vorletzten Jahrhundertwende sind ebenso Beispiele für diesen Trend wie die neuen Frisé-Hochflor-Teppichböden, die an die Flokati-Teppiche der frühen siebziger Jahre erinnern: ein Hauch von Reminiszenz, ein Antippen vager Erinnerungen.

Gut designter und qualitativ hochwertiger Teppichboden ist ein fantastisches Inneneinrichtungsprodukt. Wichtig ist, dass er aufregend präsentiert und inszeniert wird, um wahrgenommen zu werden. Damit der Teppichboden als Gestaltungselement identifizierbar ist, erhält er mehr Ruhe und Sachlichkeit zurück. In unserer lauten und unruhigen Welt werden farbliche und gestalterische Reduktion sowie Sanftheit zum auffallenden und willkommenen Stilmittel.

Die Hersteller und Vermarkter geben dem textilen Boden neue Impulse. Einen wesentlichen strategischen Ansatz startet hierzu der Faserhersteller Du Pont, Östringen, der mit "Carpet Vision" ein Zukunfts-Szenario für den Boden lanciert. Dieses Szenario beschäftigt sich mit einer Allianz verschiedenartiger Materialtypen, so u. a. Stein, Metall und Glas sowie Teppichbodenvarianten. Es geht hierbei um eine "partnerschaftliche" Gestaltungsphilosophie, die eine ideenreiche Produktverknüpfung unterschiedlicher Bodenmaterialien als Innenarchitekturmodell aufzeigt. Ausdrücklich steht hierbei nicht der "Material-Mix", sondern die "Material-Addition" im Vordergrund. Ziel ist die geplante konzeptionelle Materialverbindung von beispielsweise Steinfliesen und Teppichboden. Eine Komplizenschaft aus Designanmutung, Funktionsorientierung und Humanfunktion (Ergonomie-, Komfort-, Wellness-Aspekte) bestimmt den Einsatz von weich zu hart oder warm zu kalt, von komfortabel zu funktional.

Mit dem Teppichboden wird weiter experimentiert. Seine Stärken, auch das macht die DOMOTEX 2003 deutlich, werden neu definiert. Die Kollektionen sind ruhiger, "teppichhafter". Die Zeit der wilden Muster ist vorbei. Der Aufbau, die oberflächige Topografie und das Material stehen wieder im Vordergrund.

Die ästhetischen Merkmale unterstützen nutzerorientierte Produkt-Strategien. Die feste, körnige, grobstrukturierte Schlinge verzichtet auf Rosé und Bleu. Der flokatiähnliche Saxony hat in der Farbpalette kein Lichtgelb oder Türkis. Veloure sehen wieder aus wie Teppiche. Creme­farbene Bodensamte sind eher etwas für alte Kaffeetanten, die nie Besuch von ihren Schokolade und Eis verzehrenden Enkelkindern bekommen. Die überempfindlichen Farben waren zwar schön, aber nicht sinnvoll. Nun steht die Nutzentauglichkeit für den Verbraucher im Mittelpunkt des Interesses.

Die Farbpaletten sind wieder kürzer und stringenter. Sie korrespondieren mit Einrichtungstendenzen, Stilwelten und modischen Trends. Deswegen sind "einfache" Farben und Konstruktionen wieder en vogue, die uns nicht enttäuschen, weil sie sich möglicherweise nach kurzer Zeit als zu exzentrisch herausstellen. Der Teppichboden verfügt über bessere technische und optische Trittsicherheit. Dies macht ihn wertvoll, er erhält seine Würde als viel betretendes Bodenstück zurück.

Abgepasste Teppiche als "Akzentinseln"

Unifarbene oder makrostrukturierte polychrome Oberflächen in häufig hochflorigen Konstruktionen oder aber komplementäre bunte Farbstreifen oder Karos und folkloristisch-florale Bildteppiche bestimmen das Designbild der Abgepassten. Sie sind die akzentvollen Inseln auf traditionellen Gründen wie Stein, Holz, Laminat und Linoleum oder PVC.

Deutlich ist: Der hochflorige Teppich feiert Triumphe. Auch Material-Mischungen von Leder, Wolle und Synthetik sind angesagt. Die Gegenwelt des voluminösen Abgepassten ist flach, platt und chic. Gobelinartige Gewebe oder einfache Flachgewebe in Schaftmusterung sind wichtige Spezies der Teppichoasen in den guten Stuben. Das Musterbild ist "modern", was hier soviel bedeutet, dass kaum Musteranleihen klassischer Motive, weder aus Orient noch Okzident, getätigt werden.

Entweder sind die abgepassten Teppiche musterfrei oder grafisch einfach und naiv-bildhaft gestaltet. Ihr besonderer Reiz geht einerseits von der puristisch-materialhaften Farbigkeit aus, andererseits von ihrer bunten Lebendigkeit, die gut zu den Wohnmaterialien unserer Zeit passen: Opal- oder Fabrikglas, mattiertes Aluminium, rohe Eiche, Kastanie, schillernde Tafte, opale Metalisée-Gewebe, PVC-Möbelfronten oder terracotta-farbene Wandflächen.

Abgepasste Teppiche sind die kleinen Wagnisunternehmen experimentierfreudiger, aber durchaus auch vorsichtiger Neueinrichter, sie bilden das i-Tüpfelchen des Gemütlichkeits- und Komfortanspruchs. Dies ist der Grund, warum sie zumeist wohnlich und angenehm gestaltet sowie mit einem gehörigen Liegewiesen-Appeal ausgestattet sind.

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