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PCB-Gefahr (nicht nur) bei älteren Häusern aus den 60er und 70er Jahren

(24.5.2002) Ob in Bayern oder anderen Bundesgebieten, landauf, landab stehen Schulen und Kindergärten in den Schlagzeilen, sorgt PCB (Polychlorierte Biphenyle) als ausgasender Stoff aus Fugendichtungen der Gebäudekonstruktionen für Aufregung. "Einrichtungen werden geschlossen, saniert und in Einzelfällen sogar abgerissen. Denn PCB über dem Grenzwert belastet das Nerven- und Immunsystem von Kindern und Lehrern, kann die Gesundheit der Bewohner beeinträchtigen", so das Ziegelforum e.V., München. Experten gingen davon aus, dass rund ein Drittel aller Schulen in Deutschland PCB-belastet sei. "Das Problem ist zwar schon lange bekannt. Aber die Verantwortlichen schieben die Erkenntnis vielfach vor sich her - zum Sanieren fehlt häufig das Geld. Die Leid tragenden sind die Kinder", weiß Architekt Michael Neubeck, Nürnberg, aus Erfahrung. Auch in Franken liegt diese unsichtbare Gefahr "in der Luft" vieler Einrichtungen, erwarten betroffene Träger mit Bangen ausstehende Messergebnisse. Eine Problematik, die nach Meinung Neubecks bei Verwendung bewährter monolithischer Bauweisen - wie dem Ziegel - hätte vermieden werden können.

Eine Wertung, die Gewicht hat. Als geprüfter Baubiologe und Lehrbeauftragter vertritt Neubeck an der Fachhochschule Nürnberg das Wahlpflichtfach "Ökologisches Bauen" und ist u.a. Referent bei BUND, der Ökologischen Verbraucherberatung und verschiedenen Bildungseinrichtungen. Aus Überzeugung gilt für ihn denn auch: "Ökologie ist eine planerische Grundleistung des Architekten."

Wie Neubeck informiert, sind vor allem mit Fertigteilen realisierte Gebäude aus den 60er und 70er Jahren immer noch hochgradig mit PCB belastet, das meist als Weichmacher in Fugendichtmassen verwendet wurde. "Jede Arbeitsfuge am Übergang der Fertigteile muss auf der Baustelle geschlossen werden. An diese Fugen werden hohe Anforderungen hinsichtlich Schall-, Brand- und Wärmeschutz gestellt. Technisch wird dieses Problem durch Fugendichtstoffe gelöst. Seinerzeit aber wurde vernachlässigt, dass die Dichtstoffe ein enormes Potential an Schadstoffen für die angrenzenden Räume mitliefern. So kam das Risiko PCB in die Schlagzeilen." Um Schadensfälle bei solchen Fertigteilkonstruktionen zu vermeiden, hätte es einer aufwändigen Detaillösung bedurft, durch die jedoch die Wirtschaftlichkeit der Baumaßnahme beeinträchtigt worden wäre.

Für Michael Neubeck zeigt sich die monolithische Bauweise als geeignete Problemlösung. Mauerwerksbau vor Ort erstellt, lässt Konstruktionen ohne Fugenabdichtung zu. "Wenn immer möglich, gebe ich dieser Bauart den Vorzug. In der Auswahl geeigneter Baustoffe liegt der Ziegel hier sicher ganz vorn. Das Sortiment im System ermöglicht zudem den Einsatz in allen Bereichen - vom Keller, über die Decke, Zwischenwände, Fassade und das Dach." Auch das Allround-Talent des Materials überzeugt. Durch neu entwickelte Produkte steht ein Baustoff zur Verfügung, der als monolithisches Material die hohen Anforderungen an Wärmedämmung, Wärmespeicherung, statische Beanspruchung sowie Schallschutz erfüllt und Gestaltungsfreiheit für den Entwurf zulässt. "In der Summe der geforderten Eigenschaften nimmt der Ziegel einen Spitzenplatz ein - dies auch im Blick auf die ökologische Forderung nach umweltverträglichen Baustoffen", so Neubeck.

Der engagierte Baubiologe sieht aber auch Gefahren im modernen Wohnungsbau - nicht zuletzt durch den ständig verschärften Wärmeschutz. Zwar hält er den Ansatz der neuen Energieeinsparverordnung, die das Niedrigenergiehaus als Standard vorgibt, für richtig und wichtig. Vor allem begrüßt er die Entscheidung, dass erstmals auch Heizungsanlagen in die Bewertung aufgenommen wurden. So kann der Bauherr bei qualifizierter Beratung durch seinen Architekten individuell entscheiden, ob er eine hochwertige Heizungsanlage als Schwerpunkt der Energieeinsparung einsetzen will, oder ob er einer sehr guten Dämmung der Gebäudehülle den Vorrang gibt.

Gleichzeitig warnt Neubeck aber vor der völlig abgedichteten Außenwand, über die kein Luftaustausch mehr stattfinden darf. Für sich betrachtet sei dies kein Nachteil, da die notwendige Frischluft über eine kontrollierte Be- und Entlüftung sichergestellt werden könnte. Allerdings dürfe nicht vergessen werden, dass beim Innenausbau der Häuser Materialien verwendet werden, die lösemittelhaltig sind, Feinstäube abgeben und oft jahrelang ausdünsten. Keine Art von Lüftung könne diese Belastung der Raumluft und damit der Atemwege völlig ausgleichen. Aus diesen Staubanreicherungen würden sich wieder neue Krankheitsbilder ergeben. "Die einzige, mir bekannte Art zur Problemlösung liegt im Verzicht auf solche Baustoffe. Es gibt genug umweltfreundliche Alternativen. Die Energieeinsparverordnung einzuhalten, schafft man z.B. mit einer guten monolithischen Ziegelaußenwand und einer effektiven Heizungsanlage. Im Kontext mit hochwertigen Böden, Farben und Putzen werden gesundheitsbelastende Ausdünstungen sicher ausgeschlossen und ein angenehmes Raumklima gewährleistet."

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