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Baustoffhersteller und -handel weiter im Abwärtstrend

  • Ziegelindustrie fordert "Wohnbaupolitik, die Mut macht und Kontinuität zeigt"
  • Branche von der seit Jahren rückläufigen Baukonjunktur hart betroffen
  • Gesamtumsatz 2001 hochgerechnet bei 2,439 Mrd. DM
  • Erstmals auch die Dachziegelsparte von Abschwung tangiert
  • Aber: Neue Konzeptideen wecken Hoffnungsschimme
  • Zufrieden mit der EnEV: Traditionelle Ziegelmassivbauweise bleibt erhalten

(8.2.2002) Eine "intelligente Wohnbaupolitik, die Mut macht und Kontinuität" zeigt, forderte der Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie e.V., Bonn, auf der internationalen Baufachmesse bautec in Berlin von der Bundesregierung. Wie Präsident Hans-Helmut Jacobi vor Journalisten betonte, seien derzeitige Diskussionen um Einschränkung oder gar Abschaffung der Eigenheimzulage sowie Forderungen nach Wiedereinführung der Vermögenssteuer oder Verschärfung der Erbschaftssteuer ebenso "Gift für die Bauwirtschaft" wie weitere angeblich mieterfreundliche Regelungen im Mietrecht. "Wir brauchen keine Sofortprogramme, die nur Strohfeuer entzünden, sondern eine langfristig angelegte baufreundliche Politik. Stimmige Rahmenbedingungen für den Wohnungsbau vorausgesetzt, wird die Wohnimmobilie ihren Wert als klassische Säule der Altersversorgung wieder zurückgewinnen. Eine Domäne, in welcher der Ziegel seit jeher seine Spitzenposition unter Beweis stellt - als bewährter, gleichwohl moderner Baustoff, dessen ökologisches und ökonomisches Produktprofil Architekten und Bauherren gleichermaßen überzeugt. Diesen Anspruch belegen Weiterentwicklungen der Ziegelwerke ebenso wie die neue Energieeinsparverordnung."

Derzeit allerdings sei die Ziegelindustrie mit bundesweit 250 Werken und insgesamt 12.000 Mitarbeitern von der rückläufigen Baukonjunktur besonders hart betroffen. Wie verlautete, musste die Branche bis September 2001 einen zum Vergleichszeitraum des Vorjahres drastischen Rückgang um 18,5% hinnehmen:

  • Der Gesamtumsatz sank auf ca.1,862 Mrd. DM im Vergleich zu 2,284 Mrd. DM für die ersten drei Quartale 2000. Hochgerechnet wird im Jahresverlauf 2001 ein Gesamtumsatz von 2,439 Mrd. DM gegenüber 2,974 Mrd. DM in 2000 erwartet. (Abschließende Zahlen liegen derzeit üblicherweise noch nicht vor.)
  • Den Rückgang im Bereich Mauerziegel bezifferte Jacobi für die ersten drei Quartale 2001 sogar auf -20%. Die Mauerziegelfertigung (Hintermauerziegel, Vormauerziegel und Klinker sowie Pflasterklinker) belief sich auf rund 7,313 Mio m³ bei einem Produktionswert von gut 797 Mio DM. Der Marktanteil des Ziegels am aufgehenden Mauerwerk liegt nach wie vor bei bundesweit 40 %, in Bayern bei ca. 70 %. Nicht gar so extrem zeigte sich die Situation bei Pflasterklinkern, da diese vom Sanierungsmarkt profitieren konnten.
  • Erstmals wirkte sich der Konjunkturabschwung auch bei Dachziegeln aus. Konnte dieser Geschäftszweig bis zum Vorjahr 2000 noch einen kräftigen Anstieg im Produktionswert verzeichnen, ging die mengenmäßige Produktion um 7,4% zurück und lag per 30.9. 2001 bei 681 Mio Stück. Wertmäßig bedeutet dies ein Umsatzvolumen von rd. 1,065 Mrd. DM (= minus 10,2%).

Dennoch seien für die Ziegelindustrie optimistisch stimmende Anzeichen im Markt erkennbar: Die Neustrukturierung der Hintermauerziegel-Industrie ist weitgehend abgeschlossen. Auch die Vormauerziegel-Produzenten versuchen, nicht benötigte Kapazitäten aus dem Markt zu nehmen. Zuversichtlich zeigte sich der Zieglerpräsident für die Dachziegelbranche. Seit über 20 Jahren sei es dem Tondachziegel gelungen, kontinuierlich Anteile anderer Bedachungsmaterialien zurückzugewinnen und zum heute unangefochtenen Spitzenreiter am Dach zu avancieren. Hinzu komme: Tondachziegel seien nur zu einem Drittel vom Neubau abhängig; der bei weitem größte Teil gehe in die Sanierung. Hans-Helmut Jacobi: "Gemeinsam mit dem Dachverband Baustoffe Steine + Erden, mit Baugewerbe und Bauindustrie sowie Wohnbauträgern werden wir die politischen Versprechungen auf ihre Zuträglichkeit für die Baukonjunktur überprüfen. Die Wahlprogramme aller Parteien müssen auf den Prüfstand, um bereits im Vorfeld auf nicht hinnehmbare Belastungen des Bausektors hinweisen zu können.

Auf die Problematik des geplanten Umsteuerns in der Wohnungsbaupolitik hin zur "zentralen Zukunftsaufgabe, die Zersiedelung von Landschaft durch den Bau von Eigenheimen einzudämmen" ging Hauptgeschäftsführer RA Martin Roth ein. Er verwies in diesem Zusammenhang vor allem auf das in der Entwicklung befindliche sogenannte Abriss-Neubau-Konzept, das auch den Mauerziegel-Produzenten den Weg in den Sanierungsmarkt eröffnet. Selbst Immobilien- und Wirtschaftsunternehmen erkennen verstärkt, dass "bei wirtschaftlicher Betrachtungsweise der Neubau oft sinnvoller ist als die Bestandssanierung". Mit Minimalstandard in den Nachkriegsjahren errichtet, seien viele der Wohnungen nicht mehr sanierungsfähig. Durch Abriss und Neubau wachse aber der Wert der Immobilie, die Wohnqualität werde erhöht. Auch änderten sich mit bester Sanierung weder Grundrissaufteilung, noch Architektur. Der Einbau von Lift und Balkon bereite in der Regel erhebliche Probleme. Tiefgarage sowie neuzeitlicher Schallschutz seien nur bei Neubau zu realisieren. Schließlich zeigten sich Abriss und Neubau auf demselben Grundstück auch ökologisch sinnvoll, wenn ein vernünftiges Rückbaukonzept eingehalten und die Energieeffizienz des neuen Gebäudes wesentlich verbessert würde.

Roth betonte, dass die Zeit dränge, denn viele der infrage kommenden Immobilien stünden zur Entscheidung an, müssten entweder grundlegend saniert oder abgerissen und neugebaut werden. Dies sehen zwischenzeitlich auch Politiker. Vor allem für große Wohnungsbaugesellschaften mit ausreichend temporären Ausweichwohnungen gelte das Abriss-Neubau-Konzept als praktikables Modell. Es biete ideale Chancen zu nachhaltiger Bauqualität mit hohem Wohnwert und verschärfter Energieeffizienz sowie erhöhter Werthaltigkeit.

Zufrieden zeigt sich die Ziegelindustrie über die soeben in Kraft getretene und in der Entwicklung aktiv von ihr begleitete neue Energieeinsparverordnung EnEV. Zielsetzung war, "traditionelle, in den Regionen verankerte Bauweisen zu erhalten und überzogene Anforderungen an die Begrenzung der Transmissionswärmeverluste der Außenwand zu vermeiden, ohne die Zielvorgabe der Energieeinsparung in Frage zu stellen." Die EnEV musste die energetische Optimierung des Gesamtgebäudes herausfordern, damit die effiziente und wirtschaftliche Anlagentechnik zusammen mit hochwärmedämmenden Bauprodukten rasche Anwendung findet. Diesem hohen Anspruch wird die EnEV 2002 gerecht. Trotz weiterer Verschärfung des Anforderungsniveaus gelang es, dass monolithische, beidseitig geputzte Ziegelaußenwandkonstruktionen weiterhin in wirtschaftlichen Wanddicken gebaut werden können. Dies betrifft zusatzgedämmte oder zweischalige Ziegelaußenwandkonstruktionen ebenso.

Auch die Sonderregelung für den Reihenhausbau sei positiv. Sie besagt, dass gleichzeitig erstellte Reihenhäuser hinsichtlich der Anforderungen an den Energiebedarf nach EnEV als ein Gebäude gelten. Kostenoptimierte Lösungen für Gebäudezeilen mit gemeinsamer Heizanlage werden somit ausdrücklich bevorzugt. Auch die voraussichtlich in den nächsten Jahren flächendeckend erhältliche Brennwerttechnik und die Ankündigung der Herabsetzung des Schwefelgehaltes für Heizöl werden nach Auffassung der Ziegelindustrie dazu beitragen, dass in kurzer Zeit Brennwerttechnikanlagen nicht nur mit Erdgas, sondern auch mit Heizöl zur Verfügung stehen. Damit derzeit gebräuchliche, weniger effiziente Heizanlagen im Rahmen der Gesamtbilanzierung aber keine Einschränkungen für monolithische Bauweisen bedingen, führte der Verordnungsgeber für den Ein- und Zweifamilienhausbau eine auf fünf Jahre befristete Übergangsregelung ein. Zudem unterstreicht die EnEV die Luftdichtheit der Gebäudehülle, die es ermöglicht, beim Wärmebedarf bis 10% einzusparen. Für den Baustoff Ziegel bedeutet dies eine große Chance auch gegenüber Wettbewerbsprodukten. Denn mit der Ziegelmassivbauweise lässt sich problemlos mehr Luftdichtheit erzielen.

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