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Ökonomie und Ökologie des Wohnungsbaus: Aufbau des neuen Stiftungslehrstuhls geht in die zweite Phase

(22.11.2000) Das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung soll auch im Wohnungsbau gelten!

Der Aufbau des neuen Stiftungslehrstuhls "Ökonomie und Ökologie des Wohnungsbaus" an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Universität Karlsruhe geht mit dem Dienstantritt von Professor Dr. Thomas Lützkendorf zum Wintersemester 2000 in die zweite Phase. Ziel des Lehrstuhls ist es, ökonomische, ökologische und soziale Aspekte gleichberechtigt und parallel in die Prozesse der Planung und Entscheidungsfindung zu integrieren. Dieser Ansatz ist in Deutschland bislang einmalig. Initiator für die Einrichtung des Lehrstuhls ist die Bausparkasse Schwäbisch Hall, die über ihre Stiftung "bauen-wohnen-leben" durch großzügige Zuwendungen Einrichtung und Aufbau des Lehrstuhls erst ermöglicht.

Zum Profil in Lehre und Forschung

Nach einer zweijährigen Vorbereitungszeit, in der unter der Leitung von Professor Dr. Hermann Göppl die Lehrbeauftragten Dr. Uwe Wullkopf, Joachim Eble und Guido Oberer bereits die Basis für die Entwicklung dieses interdisziplinären Lehrangebotes legten, wurde der Lehr- und Forschungsbetrieb inzwischen vollständig aufgenommen.

Der Lehrstuhl ist bewertungsmethodisch orientiert. Entsprechend dem aktuellen Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung im Bereich Bauen und Wohnen soll dazu beigetragen werden, ökonomische, ökologische und soziale Aspekte gleichberechtigt und parallel in die Prozesse der Planung und Entscheidungsfindung zu integrieren. Hierzu ist es erforderlich, die methodischen Grundlagen für eine Bewertung von Bauprodukten, Bauprozessen, Bauteilen, Bauwerken und städtebaulichen Lösungen zu diskutieren, weiterentwickelnd an die Besonderheiten des Bauwesens und die Arbeitsweise der Entscheidungsträger anzupassen sowie umsetzungsbereit zur Verfügung zu stellen. Dabei werden sowohl die sichtspezifischen Besonderheiten der Akteure und am Bau Beteilgten analysiert und berücksichtigt als auch die vollständigen Lebenszyklen der Untersuchungs- und Bewertungsgegenstände beschrieben und beurteilt.

Themen der neuen Vorlesungsreihe "Bauökologie" sind zum Beispiel Niedrigenergie- und Passivhäuser, Solarenergienutzung und Baustoffauswahl. "Mein Ziel ist es unter anderem, den teilweise noch vorhandenen Konflikt zwischen jenen, die hauptsächlich die ökonomische Seite im Blick haben, und anderen, die sehr idealistisch mit den Fragen des ökologischen Bauens umgehen, durch eine verbesserte Kommunikation und die Bereitstellung handhabbarer Kriterien und Methoden zu entschärfen", umreißt Thomas Lützkendorf einen Aspekt seiner Arbeit. "Gerade wenn wir uns zum Beispiel mit der Frage der Bewertung der Effizienz einer nachträglichen Wärmedämmung beschäftigen, ist es ganz entscheidend, Aufwand und Nutzen jeweils aus der spezifischen Sicht der Akteure, zum Beispiel Vermieter, Mieter, Selbstnutzer, zu beurteilen", so Professor Lützkendorf. "Bei der Entwicklung solcher sichtspezifischer Werkzeuge und Bewertungsverfahren sollen jedoch nicht nur monetäre Größen verwendet werden, sondern zusätzlich und ergänzend auch Kriterien wie Ressourceninanspruchnahme und Umweltbelastung."

Das Lehrangebot richtet sich primär an Studierende der Fachrichtung Wirtschaftsingenieurwesen. Die Fakultät für Wirtschaftswissenschaften an der Universität Karlsruhe verfolgt konsequent das Ziel, wirtschafts- und ingenieurwissenschaftlicher Aspekte in Lehre und Forschung zusammenzuführen. Aufbauend auf einer sich durch eine allgemeine Anerkennung in der Bildungslandschaft Deutschland auszeichnenden Ausbildung auf den Gebieten der Mathematik, der modernen Informationstechniken und -technologien sowie der Vermittlung von Methoden zur Lösung von Optimierungsfragen haben die Absolventinnen und Absolventen beste Voraussetzungen, auch zur Lösung aktueller Fragen in der Bau- und Wohnungswirtschaft beizutragen.

Durch das Darstellen und Interpretieren von Arbeitsaufgaben und Berufsbildern im Baubereich sollen daher durch den Stiftungslehrstuhl "Ökonomie und Ökologie des Wohnungsbaus" Notwendigkeit und Möglichkeiten vertiefter Kenntnisse in den Bereichen des kostengünstigen, energiesparenden, ressourcenschonenden und gesundheitsgerechten Planens, Errichtens und Bewirtschaftens von Bauwerken dargestellt werden. Es besteht das Ziel, diesem Bereich ein Potenzial an Fachkräften und Führungspersönlichkeiten zur Verfügung zu stellen, die aufbauend auf vertieften wirtschaftwissenschaftlichen Kenntnissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten zusätzliche Grundlagen aus den ingenieurtechnischen Disziplinen aufnehmen und mit Methoden der Ökobilanzierung sowie des produkt- und prozessintegrierten Umwelt- und Gesundheitsschutzes kombinieren. In einer zweiten Phase sollen die Themenbereiche der Ausbildung auf jene der Weiterbildung ausgedehnt werden, wobei vorhandene Kontakte und Erfahrungen aus dem Bereich der berufsbegleitenden Qualifizierung eingebracht werden.

Aufbauend auf vorhandene Kontakte werden mit dem Lehrangebot zusätzlich Studierende der Fakultäten Architektur und Bauingenieurwesen angesprochen und bereits jetzt durch eine gemeinsame Vorlesungsreihe mit Professor Dr. Niklaus Kohler zum Thema "Nachhaltigkeit im Baubereich" erreicht. Hier besteht das Ziel, die Studierenden für Fragen der ökonomisch-ökologischen Bewertung zu interessieren, ihnen hierfür benötigte Planungs- und Bewertungshilfsmittel zur Verfügung zu stellen und zur Herausbildung ihrer Fähigkeiten für eine Übernahme von Aufgaben in Planungs- und Bauteams beizutragen. Die Bearbeitung und Betreuung von Studienaufgaben in interdisziplinär zusammengesetzten Planungsteams ist bereits vorbereitet.

In der Forschung konzentriert sich der Lehrstuhl zunächst auf die Untersuchung, Anpassung und Weiterentwicklung von Methoden der Lebenszykluskosten- sowie der Energie- und Stoffstromanalyse, der Bewertung von Bauwerken und Siedlungen einschließlich der Integration der funktionalen, energetischen und ökologischen Qualität in die Wertermittlung sowie auf aktuelle bewertungsmethodische Fragen im Zusammenhang mit der Bewirtschaftung und Sanierung des Gebäudebestandes.

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